21.11.2024
News von Mitgliedern

COP29: Allianz von Umweltorganisationen fordert, Küsten- und Meeresökosysteme in den Mittelpunkt der Klimapolitik zu stellen

Am Ocean Action Day auf der COP29 in Baku betonen 23 führende Umweltorganisationen, darunter unser Mitglied Environmental Justice Foundation (EJF), wie wichtig gesunde Meere für den Klimaschutz und den Schutz von Küstengemeinden sind. Sie fordern die Regierungen weltweit auf, die zentrale Bedeutung des Ozeans – das „blaue Herz“ unseres Planeten – anzuerkennen und stärker in globale Klimaschutzmaßnahmen einzubinden.

Foto: bphelan von pixabay via Canva Pro.

Der Ozean bedeckt mehr als 70 % der Erdoberfläche und ist für den Klimaschutz unverzichtbar: Er bindet große Mengen Kohlenstoff und hilft so, die Erderwärmung zu bremsen. Gleichzeitig sind drei Milliarden Menschen auf den Ozean als Nahrungs- und Einkommensquelle angewiesen. Indem Regierungen sogenannte blaue Kohlenstoff-Ökosysteme wie Seegraswiesen und Mangroven schützen und wiederherstellen, können sie gleichzeitig die Klimakrise bekämpfen und die Ernährungssicherheit verbessern. Millionen von Menschen würden davon profitieren – heute und in der Zukunft, betonen die Organisationen.

Trotz ihrer lebenswichtigen Funktionen für die Menschheit verschwinden blaue Kohlenstoff-Ökosysteme wie Seegraswiesen und Mangrovenwälder weltweit – mit bisher nur wenigen Fortschritten bei ihrem Schutz. Die NGOs rufen daher Regierungen dazu auf, den Erhalt und die Wiederherstellung dieser Ökosysteme in ihre nationalen Klimaschutzpläne (NDCs) aufzunehmen, um sie langfristig zu schützen.

Zusätzlich warnen die NGOs, dass illegale, unregulierte und nicht gemeldete (IUU-)Fischerei eine ernsthafte Bedrohung für Blue-Carbon-Ökosysteme darstellt. Bis zu einem von fünf gefangenen Fischen wird illegal gefangen. Seit Beginn der industriellen Fischerei in den 1950er Jahren sind 90 % der großen Meeresfische wie Haie, Kabeljau und Schwertfische verschwunden. Das stört das empfindliche Gleichgewicht des Lebens im Meer und schwächt die Fähigkeit des Ozeans, Kohlenstoff zu binden. Die Organisationen fordern deshalb dringend internationale Zusammenarbeit, um IUU-Fischerei zu stoppen und stärkere Maßnahmen zum Schutz der marinen Artenvielfalt einzuführen und umzusetzen. Nur so können Küsten- und Meeresökosysteme sowie ihre lebenswichtigen Funktionen für das Klima und die Menschen erhalten werden.

Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer, Environmental Justice Foundation„Der Ozean ist unsere wertvollste natürliche Lösung im Kampf gegen die Klimakrise, doch seine Bedeutung wird immer noch unterschätzt. Auf der diesjährigen COP29 müssen wir das ändern. Der Schutz und die Wiederherstellung von Küsten- und Meeresökosystemen gehören ins Zentrum globaler Klimaschutzstrategien. Der Ozean ist das ‚blaue schlagende Herz‘ unseres Planeten und erhält die globalen Systeme aufrecht, die das Leben auf der Erde ermöglichen. Illegale Fischerei gefährdet die Artenvielfalt unserer Meere und unterbindet ihre Fähigkeit, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entziehen. Wenn wir unser Klima, Küstengemeinden und künftige Generationen schützen wollen, brauchen wir dringend eine stärkere globale Zusammenarbeit und eine enge Verzahnung globaler Umweltabkommen, um Blue-Carbon-Ökosysteme zu erhalten.“

Franziska Walter, Geschäftsführerin, Whale and Dolphin Conservation Deutschland: „Lange genug standen Küsten- und Meeresökosysteme bei internationalen Klimaschutzkonferenzen nur vereinzelt auf der Agenda. Auf der COP29 muss die internationale Staatengemeinschaft dringend den Schutz und die Wiederherstellung dieser Lebensräume priorisieren. Auch Deutschland hat hier Nachholbedarf, da es beispielsweise weiterhin zerstörerische Fischereimethoden in seinen Meeresschutzgebieten, insbesondere in der Nordsee, duldet. Es ist höchste Zeit, dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen und konkrete Schritte unternehmen, um diese für den Klimaschutz unverzichtbaren Lebensräume zu bewahren. Wenn wir so weitermachen wie bisher, zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage.“

Dr. Silvia Frey, Geschäftsleiterin & Meeresschutzbiologin, KYMA sea conservation & research: „Die Ozeane sind die Wiege und die Grundlage des Lebens auf der Erde. Die Artenvielfalt und Vitalität der Ozeane wird jedoch durch Überfischung, Verschmutzung und Klimaerhitzung bedroht. Klimaschutz geht nicht ohne Meeresschutz! Der Erhalt von Meeresökosystemen, insbesondere Mangrovenwälder und Seegraswiesen, Korallenriffe und Tiefsee, gehört deshalb unabdingbar in den Fokus der internationalen Klimapolitik.“

Heather Starck, Geschäftsführerin, Coral Reef Alliance: „Die Coral Reef Alliance fordert die Regierungen auf, die Rolle der Ozeane im Klimaschutz zu priorisieren, indem sie Korallenriffe und andere Blue-Carbon-Ökosysteme schützen. Die Wiederherstellung dieser Lebensräume, das Engagement für 30x30 und ein Stopp des Tiefseebergbaus sind entscheidend für den Schutz der Biodiversität und die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen. Diese Maßnahmen müssen mit mutigen Anstrengungen zur Dekarbonisierung einhergehen, um eine widerstandsfähige Zukunft für unseren Planeten zu sichern.“

Joan Edwards, Director Policy, The Wildlife Trusts: „Unsere Meere und marinen Lebensräume sind für die Regulierung unseres Klimas von entscheidender Bedeutung, werden jedoch unterschätzt und durch menschliche Aktivitäten negativ beeinflusst. Wir brauchen strategische Entscheidungen von politischen Entscheidungsträger*innen, um den Wert von Blue Carbon anzuerkennen, indem die Auswirkungen schädlicher Aktivitäten wie Grundschleppnetzfischerei minimiert werden. Diese darf in Meeresschutzgebieten nicht stattfinden. Der Schutz von Blue-Carbon-Lebensräumen ist entscheidend für die Erreichung der Klima- und Biodiversitätsziele – einschließlich Netto-Null-Emissionen und dem Schutz von 30 % der Meere bis 2030.“
 

  • Unterzeichnende Organisationen: AGA Artenschutz e.V., Blue Marine Foundation, Climate Smart Institute, Coral Reef Alliance, Fair Carbon, FishWise, Galapagos Conservation Trust, Gallifrey Foundation, Gesellschaft zur Rettung der Delfine e.V., Global Ocean Trust, Grupo Ambientalista da Bahia, KYMA sea conservation & research, Living Oceans, Manta Trust, Mundus maris, Oceanic Global, Ocean. Now! e.V., Okeanos Foundation, Rare, Sea Legacy, Stop Finning e.V., The Wildlife Trusts, Whale and Dolphin Conservation Germany
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Dr. Julia Behrens

Programmleitung Deutschland
Environmental Justice Foundation

kontakt@ejfoundation.org