27.02.2023
News von Mitgliedern

Klimasozialpolitik für alle

Die Caritas-Kampagne „Klimaschutz, der allen nutzt“ lädt ein, wegzugehen von einem Verständnis von Klimapolitik, nach dem diese entweder den Reichen oder den Armen schaden müsse. Klimapolitik muss als Sozialpolitik gedacht werden, damit sie allen nützt.

Der US-Bundesstaat Maine ist berühmt für seine felsige Küste; bei Präsidentschaftswahlen werden die Stimmen hier gesplittet, es gilt nicht das amerikanische "Winner-takes-all"-Prinzip. Bekanntheit verdankt Maine auch den Arbeiten der Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom: Um ein Haar wären in den 1920er-Jahren die Hummerbestände Maines durch Überfischung zerstört worden. Im letzten Moment erkannten die Fischer, dass der Wettbewerb um knapper werdende Bestände die Existenz aller vernichten würde - derer mit den großen und derer mit den kleinen Booten. Sie zogen die Notbremse und entwickelten angepasste Entnahme­regeln. Gefangene trächtige Weibchen wurden am Schwanz markiert und wieder freigelassen. Die Markierung zeigte sofort, wer die Regeln brach. Heute zählt Maine zu den erfolgreichsten Hummerfischerei-Zentren weltweit und beweist: Bei "öffentlichen Gütern" gelingt nachhaltige Schonung nur, wenn die Einsparung der einen nicht durch Mehrgebrauch der anderen aufgefressen wird. Es braucht gemeinschaftliche Initiativen, die die Wucht einer wachstumsorientierten Marktlogik brechen.

Der Deutsche Caritasverband nimmt sich daran ein Vorbild. Die Kampagne "Für Klimaschutz, der allen nutzt" lädt ein, wegzugehen von einem Verständnis von Klimapolitik, nach dem diese entweder den Reichen oder den Armen schaden müsse. Klimapolitik darf kein Luxusvorhaben sein, das auf dem Rücken der Armen ausgetragen wird. Der Lebensstil derer, die über ein hohes Einkommen verfügen, ist in der Regel deutlich klimaschädlicher als der Konsum der Armen. Wer kein Geld hat, um in ferne Regionen zu fliegen, kann den entsprechenden ökologischen Fußabdruck nicht hinterlassen. Wer sich kein Auto leisten kann und den öffentlichen Nahverkehr nutzt, verbraucht weniger Kraftstoff. Die ärmsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung verursachten 2020 nur zwei Prozent der Gesamtemissionen, die reichsten zehn Prozent ganze 29 Prozent.

Klimapolitik muss als Sozialpolitik gedacht werden, damit sie allen nützt. Um die notwendigen Veränderungen umzusetzen, braucht es gemeinschaftsstiftende Ideen und gesellschaftlichen Rückhalt. Die Caritas will eine wichtige Rolle als Inkubator sozial-ökologischer Innovationen spielen und ihre Stimme für die Umsetzung der sozial-ökologischen Transformation nutzen. Wir für alle.

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Anna Steinfort

Beireichsleitung Wohlfahrtspflege, Innovation und Politik

Deutscher Caritasverband e.V.

anna.steinfort@caritas.de

Telefon: 030 284447-387