Dazu sagt Matthias Meißner, Politikchef beim WWF Deutschland: „Der Bundeskanzler hat Recht, wenn er für Deutschland eine tiefgreifende Transformation einfordert. Die von Merz angesprochene 'gewaltige Kraftanstrengung' für die deutsche Wirtschaft kann aber nur gelingen, wenn sie den Klima- und Naturschutz als integralen Bestandteil begreift. Eine widerstandsfähige Wirtschaft und Gesellschaft brauchen gesunde und intakte natürliche Grundlagen. Die Klimakrise und das Artensterben verschwinden aber nicht dadurch, dass man sie weitgehend ignoriert oder in ein einziges Ministerium zum Wegverwalten abschiebt. Sie werden nicht pausieren, während Deutschland an seiner Wirtschaftlichkeit arbeitet – im Gegenteil: Sie werden wirtschaftliche Folgekosten in Milliardenhöhe verursachen.”
Meißner appelliert außerdem an die Verantwortung der Bundesregierung für das Gelingen der Energiewende und den ökologischen Umbau der deutschen Wirtschaft: „Wer die Energiepreise senken will, muss den Ausbau der Erneuerbaren weiter forcieren statt ausbremsen. Wer Deutschland leistungsfähig machen will, wie Kanzler Merz es ankündigt, sollte die enormen wirtschaftlichen Chancen einer ökologischen Transformation mit den Mitteln des Sondervermögens klug befeuern.”
Auch Laura Schäfer, Leiterin des Bereichs internationale Klimapolitik bei Germanwatch, weist darauf hin, dass die von Merz betonte wirtschaftliche Stabilität Deutschlands untrennbar mit der Bewältigung der Klimakrise und ihrer globalen Folgen verbunden ist. Als Widerspruch sieht Schäfer die geplanten Kürzungen im entwicklungspolitischen Haushalt: „Diese Einsparungen stehen im direkten Widerspruch zur internationalen Verantwortung und dem Interesse Deutschlands. Ohne ausreichende Ressourcen wird eine wirksame und glaubwürdige internationale Klimapolitik nicht gelingen.“
Christoph Bals, Politik-Vorstand von Germanwatch, kritisiert die fehlenden konkreten Pläne für die Einhaltung der Klimaziele: „Friedrich Merz hat seine Regierung mit seinem klaren Bekenntnis zu den deutschen, europäischen und internationalen Klimazielen in die Pflicht genommen. Es fehlen für eine glaubwürdige Umsetzungsstrategie allerdings die Priorisierung des Themas für Sicherheit, für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und zudem die notwendigen Zusagen für internationale Klimafinanzierung.“
Simon Wolf, Bereichsleiter Deutsche und Europäische Klimapolitik, ergänzt: „Bezahlbare Energiepreise, wie Friedrich Merz sie versprochen hat, lassen sich in Deutschland nur mit den Erneuerbaren Energien erreichen – das hat unter anderem der Draghi-Bericht zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit klargemacht. Gaskraftwerke mit CO2-Abscheidung und -speicherung verlängern hingegen fossile Abhängigkeiten und erhöhen die Energiekosten.“