Bei nur mehr 17 Jahren, die bis zum Ziel Klimaneutralität noch bleiben, klaffen aus Sicht der Veranstalter Wunsch und Realität in der Politik immer klarer auseinander und offenbaren die Versäumnisse der bisher in Bayern regierenden Parteien. So ging es ihnen jetzt um eine ehrliche Bestandsaufnahme wie im Spitzensport, das Erstellen eines „Trainingsplans“ und das herzhafte gemeinsame Anpacken, um das Ziel doch noch zu erreichen.
Die Politik war vertreten durch den Fraktionsvorsitzenden der Freie Wähler im Bayerischen Landtag, MdL Florian Streibl, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, MdL Ludwig Hartmann, den Landtagskandidaten der FDP in München-Bogenhausen, Dr. Michael Ruoff, und den 1. Bürgermeister der Gemeinde Grassau, Stefan Kattari (SPD), welcher sogar mit dem Fahrrad angereist war. Vertreter aus der CSU waren eingeladen, sagten die Teilnahme jedoch nicht zu.
Von Seiten des Sports suchten neben Elias Elhardt die Autorin und Bergsportlerin Ana Zirner, der Snowboarder und Unternehmer Florian Handschuh sowie der Koordinator von POW, Mats Mosel, den Dialog mit den Politikern. Michael Schröder-Schulze vertrat die Bürgerlobby Klimaschutz, Stephan Kigle von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München brachte die wissenschaftliche Expertise ein.
„Das Schwinden der Gletscher auf der Zugspitze symbolisiert im Kleinen die Herausforderung, die die Klimakrise für die Menschheit weltweit darstellt“, begründete Elias Elhardt die Wahl von Deutschlands höchstem Gipfel als Schauplatz dieses „Klimadialogs am Berg“. Er sah die Veranstaltung als Premiere für ein Format, mit dem er dem Outdoorsport Zugang zur Politik verschaffen will. „Wir sind uns bewusst, dass wir Outdoorsportler einen Widerspruch leben – einerseits verbrauchen wir durch die Anreise und Ausrüstung häufig viele Ressourcen, andererseits stärkt der Sport auch unsere Verbundenheit zur Natur“, verdeutlichte er. „Durch unsere tagtäglichen Erfahrungen in der Natur sehen wir die Veränderungen, die der Klimawandel verursacht, und wissen, dass etwas passieren muss.“ Für eine strukturelle Erneuerung brauche man aber die Politik, und deshalb suche man nun den Dialog.
Mats Mosel legte dar, dass sich Bayern mit dem am 1.1.2023 in Kraft getretenen Klimaschutzgesetz das ambitionierte Ziel vorgenommen habe, bis 2040 klimaneutral zu werden. Er habe jedoch den Eindruck, dass das Gesetz zu viel „Kann“ und zu wenig „Muss“ vorgebe: „Es ist wie manchmal im Sport – es wurden Ziele gesetzt, aber der Weg vergessen. Wir brauchen einen Trainingsplan für die nächsten 17 Jahre!“
Florian Streibl legte daraufhin dar, dass seine Partei hinter diesen Zielen stehe und die bayerische Staatsregierung bereits einen Plan mit 150 Maßnahmen zum Klimaschutz verabschiedet habe. „Aber wir müssen die Menschen mitnehmen und ihre Herzen gewinnen, denn sie müssen am Ende damit leben. Rigorose Vorschriften des Staates werden da nicht helfen.“
Stefan Kattari versicherte, dass man auf kommunaler Ebene schon mitten in der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sei. „Aber wir brauchen einen rechtlichen Rahmen“, forderte er. Solange man Partikularinteressen bediene, komme man nicht weiter. Ludwig Hartmann gefiel das Bild vom Trainingsplan, aber man müsse ihn auch verbindlich umsetzen. Er erinnerte an die großen Erfolge des Umweltschutzes in den 1980er-Jahren. „Damals wurden aufgrund gesetzlicher Regelungen das Blei aus dem Benzin oder das Phosphor aus Waschmitteln entfernt und das FCKW verboten, um die Ozonschicht zu schützen.“ Deshalb brauche man auch jetzt klare Vorgaben und sollte bis 2040 Zwischenziele setzen.
Ana Zirner sprach das Problem an, umweltgerecht mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Bergsportgebiete anzureisen. Dr. Martin Ruoff erwiderte darauf, dass das Funktionieren des öffentlichen Nahverkehrs durch einen starken Ausbau des Fern- und Regionalverkehrs bei der Bahn erreicht werden solle. Seine Partei wolle aber auch die individuelle Mobilität CO2-neutral gestalten und fordere dafür beispielsweise CO2-Zertifikate oder wolle die Ladesäuleninfrastruktur massiv ausbauen. |