Die symbolische Auszahlung an 1.000 Personen ist eine Aufforderung an die Politik, das Klimageld schnellstmöglich umzusetzen und für einen sozialen Ausgleich in der Klimapolitik zu sorgen. Um die Bedeutung eines Klimageldes für Haushalte mit geringem Einkommen sichtbar zu machen, hat Sanktionsfrei eine Umfrage unter den 1.000 Gewinner*innen des Klimageldes durchgeführt. Die Befragten stellen eine nicht-repräsentative Stichprobe von Leistungsbezieher*innen dar. 530 der 1.000 Gewinner*innen haben die Umfrage vollständig beantwortet.
1) Unter den Befragten findet sich ein hohes Bewusstsein für die Dringlichkeit der Klimakatastrophe und die entsprechenden Klimaschutzmaßnahmen.
- 79 % stimmen (eher) zu, dass sie sich große Sorgen um den Klimawandel machen.
- 75 % stimmen (eher) zu, dass die Bundesregierung derzeit zu wenig tut, um den Klimawandel zu bekämpfen.
2) Gleichzeitig werden derzeitige Klimaschutzmaßnahmen als ungerecht wahrgenommen. Die überwältigende Mehrheit wünscht sich, dass die Bürger*innen beim Klimaschutz stärker entlastet werden. Wohlhabende Menschen sollen jedoch einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
- 84 % stimmen (eher) nicht zu, dass die Kosten der Klimatransformation gerecht verteilt sind.
- 93 % stimmen (eher) zu, dass die Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Klimatransformation stärker entlasten sollte.
- 90 % stimmen (eher) zu, dass wohlhabende Menschen einen höheren Beitrag zur Finanzierung des Klimaschutzes leisten sollten als bisher.
3) Es herrscht große Einigkeit, dass das Klimageld eine sinnvolle Entlastungsmaßnahme für die Bevölkerung wäre. Die Mehrheit der Befragten spricht sich dabei für ein sozial gestaffeltes Klimageld aus.
- 95 % stimmen (eher) zu, dass die Bundesregierung das Klimageld schnellstmöglich einführen sollte.
- 93 % stimmen (eher) zu, dass das Klimageld eine gute Lösung ist, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.
- 82 % sprechen sich für ein sozial gestaffeltes Klimageld aus; 17% für ein „gleiches Klimageld für alle“.
4) Die Aktion macht deutlich, dass ein jährliches Pro-Kopf Klimageld für viele Personen im Leistungsbezug einen finanziellen Unterschied machen würde. Gerade im Bereich Strom- und Wärmekosten könnte die jährliche Zahlung entlasten.
- 72 % stimmen der folgenden Aussage überhaupt nicht, bzw. eher nicht zu: „Ich komme mit dem Geld, das mir monatlich zur Verfügung steht, gut zurecht.”
- 62 % stimmen (eher) zu, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre monatlichen Strom- und Wärmekosten zu bezahlen.
- Hypothetisch gefragt, ob ein jährliches pro-Kopf Klimageld von 250€ für sie einen finanziellen Unterschied machen würde, sagen 41% der Befragten, es würde für sie „einen großen Unterschied“ machen. Für 55 % würde es immerhin „einen kleinen Unterschied” machen. Lediglich 4 % der Befragten geben an, dass es für sie finanziell keinen Unterschied machen würde.
Testimonials der Gewinner*innen machen jedoch deutlich, dass die finanzielle Gesamtlage von Sozialleistungsempfänger*innen so prekär ist, dass auch ein jährliches Klimageld die finanzielle Not kaum lindert. Viele haben die einmalige Zahlung genutzt, um das Monatsende zu überstehen und Lebensmittel zu kaufen. Das Klimageld allein schafft noch keinen ausreichenden sozialen Ausgleich und kann auch nur dann eine soziale Wirkung entfalten, wenn es nicht auf die Sozialleistungen angerechnet wird. Deshalb fordern wir zusätzlich zur sofortigen Einführung eines anrechnungsfreien Klimageldes auch die Anhebung der Regelsätze auf 813€, entsprechend der Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbands. Nur wenn allen eine menschenwürdige Existenz ermöglicht wird, kann auch die Klimatransformation gerecht beschritten werden.
Zu dem Bündnis hinter der Aktion gehören: Sanktionsfrei, der Paritätische Gesamtverband, Fridays for Future, Campact, 9-Euro-Fonds, Robin Wood, BUND, Attac, Klima-Allianz Deutschland, Mein Grundeinkommen, Fondament, German Zero und weitere Organisationen.
Zitate von Gewinner*innen des Klimageldes
Grundsicherungsempfängerin, 69, Bayern: „Ich komme knapp über die Runden, aber jede Reparatur oder Ausfall eines wichtigen Teils oder dringende Neuerwerbungen, auch Kleidung, bringen mich in finanzielle Schieflage. Vor jeder Erhöhung (Strompreis, Lebensmittel, Miete) habe ich Angst! Ich spare mir Notgroschen zusammen, so gut es geht. Für Freizeit oder Kunstgenuss bleibt nichts übrig. Vom Klimageld hatte ich öfters gehört, aber nicht genau gewusst, um was es geht. Ich habe die 139 € fürs Erste beiseite gelegt und werde mir genau überlegen, für was ich es ausgebe. Soviel Geld ist für mich eine große Entlastung! Ich habe mich total darüber gefreut!“
Wohngeldempfängerin, ohne Altersangabe, Niedersachsen: „Als Witwe und Wohngeldbezieherin mit einer kleinen Rente habe ich durch Zufall von der Klimageldkampagne gehört. Der Gewinn von 139 Euro war eine wunderbare Überraschung. So habe ich diesen Monat die Nachzahlung für Strom und Gas auffangen können und ich konnte trotzdem mit den (großen) Kindern Ostern feiern!“
Bürgergeldbezieher, 53, Sachsen: „Bin alleinerziehender Vater einer 13-jährigen Tochter. Vom Klimageld hatte ich vor eurer Kampagne noch nichts gehört. Die 139 Euro haben mir sehr geholfen. So konnte ich für meine Tochter ihre Schülermonatskarte kaufen und den Rest steckte ich in Lebensmittel.”
Bürgergeldempfänger, 36, NRW: „Da ich wegen psychischer Schwierigkeiten derzeit nicht arbeiten kann, lebe ich vom Bürgergeld, welches am Ende des Monats meist nicht reicht. Die 139 Euro waren eine kurzfristige Entlastung. Ich denke, ein Energieumdenken in Deutschland wird erst dann in der Gesellschaft ankommen, wenn vor allem Menschen mit geringem Einkommen mehr entlastet würden und eher diejenigen zahlen, die hauptsächlich für die erhöhten CO2 Ausstoß zuständig sind: reiche Menschen.“
Bürgergeldempfängerin, 33, aus Hessen: „Ich habe den Klimageldgewinn mit meinem Mitbewohner geteilt [...]. Tatsächlich hatten wir alle in der WG in diesem Monat eine saftige Stromnachzahlung von knapp 400 Euro, da wir unser Wasser über Strom erhitzen und immer enorme Energiekosten haben, sowie unser Herd nun über ein Jahr kaputt war und die Platten nur noch auf höchster Stufe gelaufen sind. Durch diesen Gewinn konnten wir die hohe Stromrechnung etwas abfedern, sowie die aktuell hohen Benzinkosten. Das Klimageld als Ausgleich würde für uns zwar wahrscheinlich bei 250 Euro pro Jahr nicht ganz so viel verbessern, da schon einiges finanziell über Jahre im Argen liegt aber es wäre immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.“
Bürgergeldemfpängerin, 29, Rheinland-Pfalz: „Ich lebe sehr ländlich, ÖPNV ist hier nicht selbstverständlich. Ich zog mit meinem Auto her, welches einen geringen Schaden hatte. Ich konnte es seit November nicht reparieren, da meine Stromkosten so hoch sind. Das Klimageld entlastet nur kurzfristig, wenn ich ehrlich bin. Ich habe 3 Kinder und bin alleinerziehende Mama. Ich kann in Teilzeit nicht genug Einkommen erzielen, bis ich rechtlich meine Kinder alleine zuhause lassen könnte bei Vollzeit. Ich alleine bräuchte, um Spritkosten bei Arbeitsaufnahme zu decken, ein Einkommen von 1500 Euro Netto in Teilzeit. Ist sehr schwer alles. Ich glaube, diese jährliche Zahlung würde irgendwie helfen für einen Moment. Mehr aber auch nicht.“
Grundsicherungsempfänger, 66, Hessen: „Ich beziehe Grundsicherung im Alter. Auf Grundlage des Bürgergeldes bekomme ich die Differenz zu meiner Rente. Mein Abschlag für Strom ist für 2024 von 60 Euro auf 80 Euro festgelegt worden. Die 139 Euro haben die Nachzahlung Strom gedeckt, sonst nichts. Ich bin überaus dankbar. Die Kosten für Lebensmittel sind "explodiert". Die Erhöhung des Bürgergeldes Anfang 2024 sind ein Witz, wenn auch ein schlechter.“
Bürgergeldbezieher, 59, Niedersachsen: „Als Bürgergeldempfänger hat man es eh schon schwer, gerade ich selbst als schwerbehinderter Mensch, eine pflegebedürftige Frau und 14-jährigen Tochter. Auto ist kaum zu finanzieren, aber auf dem Land ist man darauf angewiesen und eine Klimageldauszahlung würde viel helfen.“
Bürgergeldbezieherin, 37, Sachsen: „Ich gehe schon viel containern und versuche im täglichen Leben Geld zu sparen, aber nun wurde mein Nebenkostenabschlag erhöht und ich bin ins kurze Gras gekommen. Also: [das Klimageld] hat letzten Monat sehr geholfen. Allerdings wäre es cooler, regelmäßig mehr Geld zur Verfügung zu haben - ich arbeite als Hausmeisterin, bin aber etwas vorbelastet und nicht in der Lage, mehr als 20h zu arbeiten, weswegen ich aufstocken muss. Käse kaufe ich bspw seit einiger Zeit nicht mehr, weil die Preise dafür so angezogen haben - als tierisches Produkt auch zurecht, es ist trotzdem frappierend zu sehen, in welche Richtung sich das entwickelt. Ich muss in etwa 3 Monaten ausziehen und habe Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, die den KDU Sätzen entspricht, teilweise erreichen die Nebenkosten das Niveau der Kaltmieten, was vom Amt nicht mitgetragen wird. Zudem bekomme ich auf der suche viele Absagen von den Hausverwaltungen, weil mein Einkommen nicht mindestens dem Dreifachen der Miete entspricht. Mir sind derartige Ausgleichszahlungen fremd, ich fänd es aber gut, wenn sie staatlich getragen würden - und im Bestfall durch bspw. Extra-Klimaausgleichssteuern von klimabelastenden Strukturen finanziert würden. Eine Ausschüttung entlang der Einkommen finde ich logisch und gerecht.“
Bürgergeldbezieherin, 45, Hessen: „Ich bin gesundheitlich langfristig angeschlagen und beziehe Bürgergeld. Zur Tafel kann ich wegen Aufnahmestopp noch nicht gehen. Da ich supersparsam im Stromverbrauch bin, könnte ich mit dem Klimageld einige Monate den Stromabschlag zahlen. Dies entlastet mich sehr. Evtl kaufe ich mir ein mobiles, faltbares Solar-Powerbank um dann unterwegs daran mein Handy aufladen zu können.“
Bürgergeldbezieher, 42, Niedersachsen: „Es hat mir sehr geholfen, dass ich den Monat einigermaßen schaffe ohne die letzte Woche fast nichts zu essen und mich zu Hause zu verstecken. Ich habe wegen den Stadtwerken kosten nur 265 Euro zum Leben und jetzt geht es mit dem Klima Geld mal etwas besser.“
Wohngeld und Kinderzuschlagbezieherin, 50, Hessen: „Der Gewinn des Klimagelds ist für mich eine kleine, aber sehr erfreuliche Entlastung unserer Heizkosten, denn wir wohnen als Familie in einem nahezu ungedämmten Fachwerkhaus zur Miete.“
Pressekontakt Sanktionsfrei e.V.
Gesine Höltmann
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Tel.: 0176-72152272
Weitere Informationen zum Hintergrund der Kampagne gibt es auf: www.sanktionsfrei.de/klimageld.