23.01.2023
News von Mitgliedern

Agrarministerkonferenz, Grüne Woche, „Wir haben es satt”-Demo: Mitglieder der Klima-Allianz Deutschland fordern Agrarwende

Am 21. Januar 2023 ging es in Berlin gleich dreimal um die Agrarwende. Die Agrarminister*innenkonferenz fand auf Einladung von Agrarminister Cem Özdemir mit Vertreter*innen von 64 Staaten statt. Die Messe „Internationale Grüne Woche” startete und bei der Demonstration „Wir haben es Satt” gingen zehntausend Menschen für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft auf die Straße.

Bei der 15. Berliner Agrarministerkonferenz am 21. Januar 2023 diskutierten politische Entscheidungsträger*innen aus 64 Ländern über die weltweiten Ernährungssysteme in Zeiten vielfältiger Krisen. Dr. Rolf Sommer, Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Landnutzungswandel beim WWF Deutschland, äußerte vor Beginn der Konferenz folgende Erwartungen: „Die derzeitigen globalen Ernährungssysteme sind höchst krisenanfällig. Gleichzeitig tragen sie zur Verschärfung der Ernährungs-, der Klima- und der Biodiversitätskrise bei, anstatt Teil ihrer Lösung zu sein. So erreichen wir die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen nicht. Nur eine konsequente, langfristig ausgelegte Politik, die der Biodiversitäts- und Klimakrise die Rote Karte zeigt und eine agrarökologische Transformation befördert, schafft stabile Agrarsysteme und sichert die Ernährung der Zukunft. Eine diverse und resiliente Landwirtschaft mit Systemen, die widerstandsfähig sind gegenüber Wetterextremen und Preisschwankungen, muss das Ziel internationaler Ernährungspolitik sein. Das muss auch das Abschlusskommuniqué der Berliner Agrarministerkonferenz widerspiegeln.“

Markus Wolter, Misereor-Experte für Landwirtschaft und Welternährung, erklärte im Vorfeld: „Vom Acker, über die Verarbeitung, den Handel, bis auf die Teller wird das Menschenrecht auf Nahrung weltweit vielfach missachtet. Bisherige Versuche, die globalen Ernährungssysteme krisenfester zu machen, sind weitestgehend gescheitert. Wir begrüßen deshalb, dass das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) die drängende Frage, wie wir unsere Ernährungssysteme transformieren können, dieses Jahr auf die Agenda gesetzt hat.”

Am selben Wochenende veröffentlichte Health for Future, eine Initiative von KLUG, ein Positionspapier „Food for Future: Ernährungswende für individuelle und planetare Gesundheit” und erklärte dazu: „Um diese Krisen zu überwinden und eine gesunde Ernährung für gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten zu ermöglichen, brauchen wir eine Ernährungswende. Diese Ernährungswende hin zur Planetary Health Diet muss aktiv politisch gestaltet werden.” Im Positionspapier beschreibt die Initiative die notwendigen Maßnahmen für eine Ernährungswende.

Im Rahmen der Internationalen Grünen Woche, die vom 21. bis 29. Januar in Berlin stattfindet, hat das AgrarBündnis den Kritischen Agrarbericht 2023 vorgestellt. Dem AgrarBündnis gehören auch viele Mitglieder der Klima-Allianz Deutschland an. Der Bericht dokumentiert jährlich die Vielfalt der politischen Debatte zu Landwirtschaft und Ernährung. Myriam Rapior, stellvertretende Bundesvorsitzende des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), kritisierte, dass vieles, auf das man sich in den letzten Jahren geeinigt hat, nun zu Unrecht wieder auf den Prüfstand komme: „Die Konzepte und Ideen liegen vor, um Tier-, Natur- und Umweltschutz in der deutschen Landwirtschaft voranzubringen. Die große Koalition hatte die Borchert-Kommission und die Zukunftskommission Landwirtschaft berufen, damit sich die verschiedensten gesellschaftlichen Akteure auf einen Fahrplan zur Zukunft der deutschen Landwirtschaft einigen. In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die neue Bundesregierung zur Umsetzung ökologischer Ziele verpflichtet. Nur mit weniger Pestiziden und dem agrarökologischen Umbau der Landwirtschaft können wir aber eine angemessene Antwort auf die großen Krisen unserer Zeit finden!”

Auf der „Wir haben es Satt”-Demonstration in Berlin, die ebenfalls am 21. Januar stattfand, demonstrierten zehntausend Menschen für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft, für Klima-, Tier- und Umweltschutz, für globale Gerechtigkeit und gesundes Essen für alle. „Wir erwarten deutlich mehr von Agrarminister Özdemir und der Bundesregierung, das war zu wenig ambitioniert, zu mutlos und zu langsam“, sagt Inka Lange, Sprecherin des Bündnisses „Wir haben es satt”, mit Blick auf ein Jahr Agrar- und Ernährungspolitik der Ampel-Koalition. „Olaf Scholz‘ selbsternannte Fortschrittskoalition blockiert die Agrarwende. Das Höfesterben geht weiter, das 1,5-Grad-Ziel wurde beerdigt und trotz enormen Reichtums können sich bei uns viele Menschen keine gesunden, umweltgerecht hergestellten Lebensmittel leisten.“

„Gerade im Kontext der Klimakrise muss die Agrarwende jetzt konsequent vorangetrieben werden. Immer mehr Bäuerinnen und Landwirte wollen Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems,“ kommentiert BNW-Geschäftsführerin Dr. Katharina Reuter die Demonstration.

Bioland hat bei der Demonstration für einen Insektenschwarm gesorgt: Zahlreiche Demonstrierende zogen sich von Bioland ausgeteilte Libellenmasken über. Der Verband hat damit auf die Bioland-Insektenlobby aufmerksam gemacht, die er im vergangenen Jahr in Berlin mit Renate Künast gegründet hat. „Der Verlust an Biodiversität steht der Klimakrise in seiner Brisanz und den Folgen für uns Menschen in nichts nach“, betont Bioland-Präsident Jan Plagge. „Wir möchten daher so viele Menschen wie möglich als Insekten-Lobbyist*innen gewinnen und den Insekten damit eine starke Stimme geben.“

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Stefanie Langkamp

Geschäftsleitung Politik

Klima-Allianz Deutschland

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