17.11.2022
News von Mitgliedern

Bedrückendes Gefühl zur Halbzeit der COP27 – Stimmen unserer Mitglieder

Zur Halbzeit der COP27 in Scharm-El-Sheikh kommentieren BUND, BEE und WWF die UN-Klimaverhandlungen. Sie fordern Antworten, wie die Klimafinanzierung und der Ausgleich für klimabedingte Schäden und Verluste aussehen sollen, weniger Einfluss fossiler Lobbyinteressen und ein ehrgeiziges neues Mandat im Bereich Landwirtschaft und Ernährung.

„Die erste Woche geht mit einem bedrückenden Gefühl zu Ende”, sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Anstatt der Klimakrise konstruktiv und solidarisch zu begegnen, bewegen wir uns rückwärts und viel zu zögerlich. Stand jetzt fahren die Staaten, die am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, frustriert und hilflos nach Hause. Das darf nicht geschehen. Es braucht Antworten auf den wichtigsten Agenda-Punkte der COP: Wie soll die Klimafinanzierung und der Ausgleich für Schäden und Verluste durch die Klimakrise konkret aussehen?”

Mit Blick auf die von Deutschland gestartete Initiative ‚Globales Risikoschild‘ erklärt Bandt, es sei „ein positives Zeichen, dass sich über die Schäden und Verluste ausgetauscht wird. Das ‚Risikoschild‘ wird aber nur dann sinnvoll, wenn die historisch verantwortlichen Länder wie Deutschland, USA oder Großbritannien auch Gelder in Billionenhöhe auf den Tisch legen. Die G7 muss sich an die Worte von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze heute halten: Taktisches Verzögern, um formale Verhandlungen und Zusagen zu vermeiden, darf nicht die Haltung der Verursacherstaaten sein. Mit den auf dem Tisch liegenden Vorschlägen zur Versicherung oder zu Frühwarnsystemen können die Folgen der Klimakrise nicht bezahlt werden. Das wird als Ergebnis der COP nicht ausreichen und die Konferenz wäre auf ganzer Linie gescheitert. Die Weltgemeinschaft muss sich mit einer robusten Finanzierung und einer Finanzfazilität aus Sharm El Sheik verabschieden.“
 

Einfluss der konventionellen Energiewirtschaft ungebrochen

Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie, kritisiert: „Auf der diesjährigen COP sind 636 fossile Lobbyisten gemeldet. Das zeigt, dass der Einfluss der konventionellen Energiewirtschaft ungebrochen ist – ein fatales Signal angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Klimakrise und der fossilen Versorgungs- und Kostenkrise, unter der aktuell viele Länder leiden. Aber nur die Erneuerbaren Energien können die Versorgung nachhaltig sichern. Als heimische Bürgerenergien sorgen sie sogar dafür, dass Wertschöpfung und Einkommen in der Region bleiben – für viele Gemeinschaften eine soziale und ökonomische Versicherung. Jetzt müssen die Stimmen der Erneuerbaren Energien lauter werden. Wir können zeigen, dass Länder mit hohen Anteilen von Erneuerbaren Energien vor Krisen und Preissprüngen geschützter sind und zugleich einen aktiven Beitrag gegen die Klimakrise leisten. Das fossil-atomare Zeitalter ist vorbei.”


Drohender Stillstand im Bereich Landwirtschaft und Ernährung

Landwirtschaft und Ernährung sind für ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dennoch droht auf der COP27 in Scharm el-Scheich gefährlicher Stillstand in diesem Bereich, meldet der WWF Deutschland. Bereits am Freitag lief die Frist ab für ein neues, ehrgeizigeres Mandat des „Koronivia Joint Work on Agriculture“. Es ist der einzige formale Prozess des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC), der sich überhaupt mit Lebensmitteln und deren Erzeugung befasst. Doch es gibt Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob das Mandat eng bezogen auf landwirtschaftliche Praxis bleiben soll oder Konzepte für ganze Lebensmittelsysteme umfasst.

Martina Fleckenstein, die für den WWF International die Verhandlungen vor Ort begleitet, erklärt zum Koronivia-Mandat: „Wenn das neue Mandat einen engen Fokus auf die Landwirtschaft hat, dann bleiben wichtige Handlungsfelder mit großem Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen bei künftigen Klimakonferenzen außen vor. Das neue Mandat muss das gesamte Ernährungssystem betrachten. Wir können es uns als Weltgemeinschaft nicht leisten, dass ein Mandat mit geringen Ambitionen durchgedrückt wird, nur um irgendetwas verabschiedet zu haben.“

Eine Koalition globaler Organisationen, darunter der Club of Rome, CARE und der WWF drängt nun die verantwortlichen Verhandlungsführer*innen und Minister:innen zu einem ehrgeizigen neuen Mandat, das nachhaltige Lebensmittelproduktion, Ernährung und Ernährungsumstellung sowie Lebensmittelverschwendung beinhaltet.

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Arne Fellermann

Abteilungsleitung Klimaschutz

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

arne.fellermann@bund.net

Telefon: 030/275 86 484