20.06.2017
News von Mitgliedern

Der Gebäudesektor der Zukunft: klimaneutral und sozialverträglich

Die Gebäude-Allianz stellt vor der Bundestagswahl fünf zentrale Forderungen an die neue Bundesregierung

Vor dem Hintergrund des Pariser Abkommens kommt dem Gebäudebereich eine besondere Rolle zu. Aufgrund des bislang hohen Energieverbrauchs und hohen Anteils an Treibhausgasemissionen für Gebäudetemperierung und -automation sind die Einsparpotenziale enorm. Wie im Klima-schutzplan 2050 und der Energieeffizienzstrategie Gebäude verankert, ist das Ziel ein klimaneutraler Gebäudebestand 2050. Dabei dürfen Klimaschutz und bezahlbares Wohnen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Vielmehr geht es darum, wie Klimaneutralität und Sozialverträglichkeit im Einklang die Entwicklung von Neubauten und die Sanierung von Bestandsbauten bestimmen. Dazu gilt es, einen politischen Rahmen zu spannen, der die Klimaziele angemessen berücksichtigt, Sozialverträglichkeit garantiert und die maßgeblichen Gewerke entsprechend qualifiziert. Die Verzögerung der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes eröffnet nun die Chance, eben-diesen politischen und ordnungsrechtlichen Rahmen in der neuen Legislaturperiode zu spannen und eine Vorreiterrolle im Klimaschutz im Gebäudesektor zu übernehmen.

1.       Pariser Klimaschutzziele ernst nehmen und danach handeln!

Der gebäuderelevante Teil des Klimaschutzplans 2050 und die Energieeffizienzstrategie Gebäude (ESG) müssen zeitnah mit ergebnisorientierten Maßnahmenpaketen konkretisiert werden. Die bestehenden Ziele für den Gebäude- und Wärmebereich wurden vor den Pariser Vereinbarungen zum weltweiten Klimaschutz formuliert. Die Ziele der ESG müssen daher vor dem Hintergrund der Pariser Vereinbarungen angepasst und derart umgesetzt werden, dass eine Sozialverträglichkeit im Gebäudesektor gewährleistet wird.

2.       Gebäudeenergiegesetz (GEG) sofort angemessen ausgestalten!

Um Planungssicherheit für die Marktakteur*innen zu gewährleisten, muss die Verabschiedung des GEG bereits zu Beginn der neuen Legislaturperiode Priorität haben. Hierzu gehört auch die Festlegung von Niedrigstenergie-Standards, durch die alle Neubauten ab 2019/2021 den Anforderungen der Energie- und Klimaschutzziele 2050 gerecht werden. Dies ist bereits heute wirtschaftlich, vermeidet spätere, teure Nachrüstungen und begrenzt durch niedrige Verbräuche und eigene Erzeugung die Systemkosten der Energiewende.

Die Gebäude-Allianz ist offen für die Nutzung aller Technologien, die den energie- und klimapolitischen Zielen entsprechen.

Ohne die Berücksichtigung des Gebäudebestands sind die Klimaziele nicht zu erreichen. Des-halb fordern wir auch im Sinne der Vereinfachung des Gesetzes die Streichung zahlreicher bestehender Ausnahmeregelungen. 

3.       Sozialverträglichen Klimaschutz sichern!

Die Anstrengungen in Richtung klimaneutraler Gebäudebestand müssen gerecht verteilt wer-den. Hierzu braucht es langfristig gesicherte, zielorientiert ausgestaltete Rahmenbedingungen, die Eigentümer*innen/Vermieter*innen, Mieter*innen und Staat angemessen an den Kosten wie an den Erträgen und Vorteilen energetischer Sanierungen beteiligen (Drittelmodell). Generell dürfen Klimaschutz und bezahlbares Bauen und Wohnen keinesfalls gegeneinander ausgespielt werden. Daher sollten Mietsteigerungen durch energetische Modernisierungen durch entsprechende Transferleistungen kompensiert werden.

4.       Attraktives Investitionsklima schaffen und zielgenau beraten!

Zum Erreichen der Energieeinsparziele im Gebäudebereich ist ein attraktives Investitions-klima notwendig. Um die energetische Modernisierung des Gebäudebestandes in Deutschland erreichen zu können, bedarf es klarer marktwirtschaftlicher Anreize. Die Politik wird aufgefordert, mit innovativen, umweltökonomischen Instrumenten starke Anreize für Investitionen in den ökologischen Umbau unserer Städte zu formulieren. Staatliche Energiepreisbestandteile sind hinsichtlich ihrer Anreizwirkung für Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien zu überprüfen und ggf. weiterzuentwickeln.

5.       Gewerke qualifizieren und Qualität sichern!

Es braucht eine große Qualifizierungsoffensive, um mit exzellent ausgebildeten Fachkräften die Steigerung der Sanierungsrate und eine qualitativ hochwertige Planung und Ausführung zu sichern.

Dazu müssen Berufsbilder für Modernisierung und gewerkeübergreifende Kooperation entwickelt und bestehende Aus- und Weiterbildungen qualitativ weiterentwickelt werden. Dies hilft auch, Bauberufe attraktiv zu halten, die Ausbildungszahlen zu steigern und so den nötigen Nachwuchs zu sichern.

Eine ausführlichere Version der Forderungen finden Sie hier.

Zurück