12.12.2019
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Keine Klimafinanzierung für Wasserkraft! Erklärung von 276 zivilgesellschaftlichen Organisationen

Anlässlich der Weltklimakonferenz fordern 276 Organisationen der globalen Zivilgesellschaft mit einer gemeinsamen Erklärung die Climate Bonds Initiative (CBI) auf, die Zertifizierung von Wasserkraftwerken als „klimafreundlich“ zu beenden.

Sie argumentieren, dass die Kriterien für Wasserkraft, wie sie die CBI entwickelt hat, weit hinter akzeptable Standards zurückfallen. Würde die Finanzierung von Wasserkraft durch die CBI so durchgesetzt werden, bedeutete dies eine Bedrohung für Flüsse sowie die Menschen und Ökosysteme, die von ihnen abhängen. Für den Klimaschutz würde nur wenig erreicht, wie GegenStrömung in mehreren <link typo3>Studien aufzeigt.

Mit den CBI-Kriterien für Wasserkraft könnten sich Staudammbauer eine bedeutende Finanzierungsmöglichkeit eröffnen und sich gleichzeitig ein klimafreundliches Zertifikat geben, ohne bedeutsame Beiträge zum Klimaschutz zu liefern. Bei der Erarbeitung der CBI-Kriterien war die International Hydropower Association (IHA) maßgeblich beteiligt. Die IHA ist die Interessenvertretung der Wasserkraftindustrie und hat bereits in der Vergangenheit verschiedene Instrumente geschaffen, um die negativen sozialen und ökologischen Folgen von Staudämmen zu messen. Die internationale Zivilgesellschaft kritisiert diese Instrumente seit Jahren als unzureichend und qualifiziert sie als Versuche, der Industrie einen „grünen Stempel“ zu geben. Die auf dieser Basis entwickelten CBI-Kriterien setzen z. B. einen Emissions-Grenzwert von 100 g CO2/kWh, obwohl die International Energy Agency IEA einen Grenzwert von 50 g CO2 pro kWh für neue Energieprojekte empfiehlt. Projekte, die das Doppelte der IEA-Empfehlungen emittieren, sollten für spezielle Klima-Anleihen aber nicht in Frage kommen.

Die negativen Folgen von Wasserkraftwerken werden zunehmend bekannt: Millionen von Menschen mussten bereits für Staudämme umgesiedelt werden, wichtige Fluss- und andere Ökosysteme wurden zerstört. Doch auch zum menschengemachten Klimawandel tragen Wasserkraftwerke bei. Staudämme sind – insbesondere in den ersten 20 Jahren ihrer Lebensdauer – bedeutende Quellen des Treibhausgases Methan, das 86-mal stärker wirkt als CO2. Gerade die nächsten Jahre sind aber entscheidend, um die Erderwärmung noch unter 1,5° C zu halten. Eine verstärkte Förderung der Wasserkraft untergräbt dieses Ziel.

Zudem sind Wasserkraftwerke auch vom Klimawandel betroffen. Mit der Erderwärmung kommt es zu einer hydrologischen Verschärfung – lange Dürren werden von kurzen, aber heftigen Starkregenereignissen unterbrochen. Heute gebaute Wasserkraftwerke werden also weniger Strom produzieren als geplant, während gleichzeitig die Gefahr von Unfällen durch Dammbrüche wächst. Staudämme stellen daher auch ein Problem für die Anpassung an den Klimawandel dar.

276 Organisationen der globalen Zivilgesellschaft fordern deshalb die Climate Bonds Initiative auf, die Zertifizierung von Wasserkraftwerken aufzugeben. Durch diese Zertifizierung würde eine alte Technologie eine spezielle Förderung erhalten, die diese weder benötigt, noch verdient. Wichtige Finanzressourcen, die anderswo besser verwendet werden könnten, würden in den Bau schädlicher Wasserkraftwerke geleitet werden. 

 

Die Erklärung der 276 Organisationen kann hier heruntergeladen werden (englisch): https://bit.ly/2RCelVR

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Moritz Schröder-Therre

Pressesprecher
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