04.10.2022
News von Mitgliedern

Kohleausstieg bis 2030 im Rheinischen Revier - Jetzt sind die Erneuerbaren Energien dran

Am 4. Oktober 2022 haben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (beide Grüne) und RWE-Chef Dr. Markus Krebber bekanntgegeben, dass der Braunkohleausstieg im Rheinischen Revier um acht Jahre auf 2030 vorgezogen werden soll. Mitglieder der Klima-Allianz Deutschland begrüßen dies, mahnen aber einen zügigen Ausbau erneuerbarer Energien an.

Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW begrüßt die Verständigung zwischen der Bundesregierung, der NRW-Landesregierung und dem RWE-Konzern, die Braunkohlenutzung in Nordrhein-Westfalen 2030 zu beenden. Gleichzeitig haben sich die drei Verhandlungspartner darauf verständigt, die Zukunft der fünf Dörfer Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath im Rheinischen Revier zu sichern und den Sicherheitsabstand des Tagebaus zu diesen Dörfern bei 400 Metern und zu Holzweiler bei den vereinbarten 500 Metern zu belassen. Außerdem sieht die Vereinbarung vor, dass die 10 noch auf den drei sog. Feldhöfen Eggerather Hof, Roitzerhof und Weyerhof im Hinterland des Tagebaus lebenden Familien nicht mehr umgesiedelt werden. Das bringt für diese Familien nach mehr als 30 Jahren endlich die Sicherheit, dass sie ihr Zuhause nicht aufgeben müssen.

Alle rechtlichen Möglichkeiten, die Siedlung Lützerath zu erhalten, sind laut LEE NRW ausgeschöpft. Ein Erhalt der Siedlung als Halbinsel im Tagebau wäre nicht standsicher möglich gewesen. Es hätte zu einer Verlängerung der Uferlinie des Restsees von etwa 3.000 Metern geführt. Das wäre nur mit zusätzlich großen Mengen von Abraum möglich gewesen, um die künftigen Böschungen herzustellen. Für diesen Abraum hätten aber die erwähnten Feldhöfe aufgegeben und die dort noch lebenden Menschen umgesiedelt werden müssen.

Die kritische Situation in der Gasversorgung und der aus Klimaschutzgründen nur vorrübergehend zulässige Mehreinsatz von Braunkohle für die Verstromung machen es aber erforderlich, dass alle Hindernisse und Verzögerungen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien umgehend beseitigt werden. „Die NRW-Landesregierung ist jetzt umso mehr gefordert für einen beschleunigten Ausbau aller Erneuerbaren Energien zu sorgen“, resümiert Reiner Priggen, der Vorsitzende des LEE NRW.

RWE will dafür 1.000 Megawatt (MW) Erneuerbare Energien im Braunkohlerevier aufbauen. Der BEE begrüßt die schnellere Energiewende im wichtigen Kohlerevier, sieht aber auch Risiken.

„Die Vermeidung von 280 Millionen Tonnen CO2 durch den vorgezogenen Kohleausstieg ist ausdrücklich zu begrüßen. Allerdings stecken enorme Risiken in den heute vorgestellten Planungen“, warnt BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. „Wichtig für Akzeptanz und breite Beteiligung bei der Energiewende ist die Akteursvielfalt. Deshalb müssen für alle Akteure die Bedingungen für Erneuerbare Energien mit schnelleren Genehmigungen, weniger bürokratischen Hemmnissen und geeigneten Flächen verbessert werden.“

Das gelte neben dem Aufbau von Solar- und Windkraftanlagen auch für die flexibel steuerbaren Einheiten. „Die BEE-Studie Klimaneutrales Stromsystem hat gezeigt, dass der Bedarf an H2-Gasturbinen für die Versorgungssicherheit gering ist. Die Nutzung des breiten Portfolios an flexibel steuerbaren Erzeugern wie Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, KWK und Speichern zum Ausgleich von Sonne und Wind reduziert die Notwendigkeit des teuren Neubaus von H2-Gaskraftwerken und der entsprechenden Infrastruktur (u.a. in H2-Gasleitungen und H2-Gasspeicher) erheblich. Es kommt hinzu, dass eine H2-Gasturbine bei geringen Volllaststunden (in der BEE-Studie bei ca. 500 h/a) im Durchschnitt Gestehungskosten von ca. 300 Euro je MWh hat und Preisspitzen von über 1.000 Euro je MWh verursachen kann. Das birgt enorme Risiken, die heute schon zu berücksichtigen sind“, so Peter.

„Erneuerbare Energien haben wie keine andere Technologie die Möglichkeit, dezentral und verbrauchsnah Strom zu produzieren“, so Peter abschließend.

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Christian Mildenberger

Geschäftsführer

Landesverband Erneuerbare Energien NRW

info@lee-nrw.de

Telefon: 0211/936 760 60