06.04.2022
News von Mitgliedern

Reaktionen auf den IPCC-Bericht zur Minderung des Klimawandels

Der Weltklimarat IPCC hat am Montag den dritten Teil seines 6. Sachstandsberichts veröffentlicht, in dem es um die Minderung des Klimawandels geht. Tausende Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt haben dafür den aktuellen Stand der Klimaforschung zusammengefasst. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Menschheit JETZT ihre Treibhausgasemissionen drastisch senken muss. Ansonsten werden wir das kritische 1,5 Grad-Limit überschreiten. Lesen Sie hier Reaktionen von Mitgliedsorganisationen der Klima-Allianz Deutschland auf den Bericht.

Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, sagt: „Industrieländer haben als historische Verursacher der Klimakrise eine besondere Verantwortung, ihre Emissionen drastisch zu senken. Sie müssen wirtschaftlich schwächere Länder bei einer global gerechten Energiewende unterstützen. Zudem erwarten wir von den geplanten Gesetzen zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, des Windenergie-auf-See-Gesetzes und zum EEG-Entlastungsgesetz der Bundesregierung einen Turbo für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit verringern wir auch die Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas aus Russland.“

Viviane Raddatz, Leiterin Klima- und Energiepolitik beim WWF Deutschland: „Mit Blick auf die vulnerablen Länder im Globalen Süden gehört dazu auch eine starke und faire Klimafinanzierung. Deutschland muss gerade jetzt die G7-Präsidentschaft nutzen, um die Abkehr von fossilen Energien voranzutreiben und die globalen Ambitionen im internationalen Klimaschutz zu erhöhen.“

Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft: „Die globale Erderhitzung darf 1,5 Grad Celsius nicht überschreiten. Dafür müssen wir jetzt konsequent und radikal handeln – vor allem wir als Industrieland. Klimaschutz ist purer Eigennutz – das erkennen auch immer mehr Unternehmen. Die Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass sich Klimaschutz auch rechnet, u.a. mit einem Abbauplan klimaschädlicher Subventionen. Angesichts des IPCC-Berichts ist es absurd, dass sich Deutschland im Jahr 2022 noch Subventionen leistet, die dem Klima schaden.“

Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Wir müssen auf einen 1,5-Grad-Pfad kommen, um Klimaauswirkungen und geopolitische Konflikte zu verringern – aber nur auf einem klima- und sozialgerechten Weg. Die nächsten Jahre sind entscheidend und deshalb braucht es mehr Tatendrang besonders von denen, die die Klimakrise verursacht haben. (…) Welche Auswirkung ein ‚overshoot‘ für den Planeten bedeutet, ist nicht absehbar. Einen ‚overshoot‘ zu riskieren und die Hoffnung auf an nicht erprobte geo-engineering Technologien zu hängen, ist aus unserer Sicht ein absolut falscher Weg. Statt auf Phantasie-Instrumente zu setzen, sollten wir uns auf Maßnahmen konzentrieren, die wir in der Hand haben.“

Bioland-Präsident Jan Plagge betont: „Wir brauchen dringend ein viel höheres Tempo beim klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft. Der dramatische IPCC-Bericht zeigt das nochmals in aller Deutlichkeit. Dazu gehört ein massiver Umbau unserer Agrar- und Ernährungswirtschaft, die künftig Rücksicht nehmen muss auf unsere Lebensgrundlagen, statt sie zu zerstören.“ Vor diesem Hintergrund seien die aktuellen Bemühungen Einzelner, die Transformation auszubremsen, kaum erträglich. „Jetzt den Angriffskrieg gegen die Ukraine für Forderungen nach einem Rollback der Landwirtschaft zu nutzen, halte ich für verantwortungslos. Durch Wegsehen und Nichtstun ist noch keine Krise in den Griff bekommen worden“, so der Bioland-Präsident.

Matthias Rohra, Geschäftsführer von ProVeg, fordert: „Wenn es um Ernährung geht, ist die Bevölkerung in Deutschland bereit für Realpolitik. Es ist an der Zeit, jegliche Subventionen tierischer Produkte schnellstmöglich ab- und die Förderung pflanzlicher Proteine mit aller Entschlossenheit auszubauen.“

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch: „Leider wurde die Übernahme einer wichtigen Aussage des Hauptberichts zum Flugverkehr in die Summary for Policymakers verhindert: Klimaschutz muss beim Flugverkehr über die Emissionseinsparung hinausgehen, da beim Fliegen zwei Drittel der Erwärmungswirkung der Emissionen nicht von CO2, sondern von anderen Emissionsbestandteilen herrühren. Eine Dekarbonisierung der Treibstoffe allein macht den Flugverkehr also noch nicht klimafreundlich.“

Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland: „Die G7-Staaten müssen jetzt handeln. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Präsidentschaft zu nutzen: für eine Verpflichtung der G7, die Stromerzeugung aus Kohle bis 2030 und aus Öl und Gas bis 2035 zu beenden sowie das Ende der Subventionen für fossile Energieträger einzuleiten. Die G7 gehören zu den größten historischen Verursachern von Treibhausgasemissionen und tragen deshalb besonders große Verantwortung. Die Umsetzung der Pariser Klimaziele und die Glaubwürdigkeit der G7 hängen maßgeblich davon ab, ob sie vulnerable Staaten bei der Bewältigung der Klimakrise und dem Übergang zu einer post-fossilen Gesellschaft umfassend unterstützen.”

 

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