26.04.2022
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Vor einem Gebertreffen in Genf warnen NGOs vor verheerender Hungersnot am Horn von Afrika

Anlässlich eines Gebertreffens in Genf am heutigen Dienstag fordern Oxfam und über 50 weitere Nichtregierungsorganisationen in einer gemeinsamen Erklärung eine substanzielle Aufstockung der Hilfsgelder für die Menschen am Horn von Afrika.

„Millionen Menschen sind dort nicht nur einer schweren Dürre ausgesetzt, zusätzlich leiden sie unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, einer Heuschreckenplage und verschiedenen Konflikten. Hinzu kommen nun noch steigende Lebensmittel- und Rohstoffpreise wegen des Ukrainekonflikts“, erklärt Lisa Korte, Leitung Humanitäre Hilfe bei Oxfam Deutschland. Aus Sicht der Organisationen ist die Situation mehr als dringend – eine weitere Verzögerung könnte Menschenleben kosten.
Bereits jetzt sind über 14 Millionen Menschen in Somalia, Äthiopien und Kenia vom Hungertod bedroht – etwa die Hälfte von ihnen Kinder. Diese Zahl kann bis Mitte 2022 auf 20 Millionen ansteigen, wenn die Regenfälle weiterhin ausbleiben, die Preise weiter steigen und nicht ausreichend Finanzmittel für die humanitäre Hilfe bereitgestellt werden.
2011 hat die Welt die schrecklichen Folgen eines zu späten Handelns in Somalia erlebt, als über eine Viertelmillion Menschen an den Folgen von Dürre und Hungersnot starben. Im Jahr 2017 konnte die humanitäre Gemeinschaft die schlimmsten Auswirkungen einer erneuten Dürre verhindern, indem sie rasch auf Frühwarnsignale reagierte und zeigte, dass sich eine Hungersnot abwenden lässt, wenn kollektiv gehandelt wird. Die Bundesregierung hat damals mit dem „Berliner Appell – gemeinsam gegen den Hunger“ federführend an der schnellen Mobilisierung zusätzlicher Hilfsgelder mitgewirkt. Auch jetzt muss die Bundesregierung Verantwortung übernehmen und schnell handeln, um eine Hungersnot am Horn von Afrika zu verhindern.
Die humanitären Partner haben mehr als 4,4 Milliarden Dollar beantragt, um im Jahr 2022 lebensrettende Hilfe und Schutz für rund 29,1 Millionen Menschen in Somalia, Äthiopien und Kenia bereitzustellen. Für Somalia sind bisher weniger als 5 Prozent (64,7 Millionen US-Dollar) davon gesichert. Die Höhe der verfügbaren Hilfsmittel für die Ukraine steht in krassem Gegensatz zu der stark unterfinanzierten Krise am Horn von Afrika, zeigt aber auch, dass die Hilfe mit genügend politischem Willen rasch aufgestockt werden könnte. Die Bemühungen der EU und der Vereinten Nationen, die internationale Gemeinschaft zusammenzurufen, um die Krise am Horn von Afrika zu besprechen und zusätzliche, flexible Mittel freizusetzen, sind ein dringender erster Schritt. Die Nichtregierungsorganisationen kritisieren jedoch, dass die Veranstaltung von einer Geberkonferenz zu einem hochrangigen Runden Tisch herabgestuft wurde.

 

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Jan Kowalzig

Referent für Klimawandel & Klimapolitik

Oxfam Deutschland e.V.

jkowalzig@oxfam.de

Telefon: 030/453 069 614