19.05.2021
Pressemitteilungen

Ambitionierter Klimaschutz nur mit grünem Wasserstoff

Für den nachhaltigen Umbau der Sektoren Industrie und Verkehr fordert die Klima-Allianz Deutschland einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und klare Prioritäten beim Einsatz von Wasserstoff. Das zivilgesellschaftliche Bündnis fordert die Bundesregierung auf, mit einem wirkungsvollen und umfassenden Maßnahmenpaket in die nachhaltige Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff einzusteigen.

Als Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates ist Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland, derzeit an der Erarbeitung eines Fahrplans zur Weiterentwicklung der Nationalen Wasserstoffstrategie beteiligt. Die Strategie der Bundesregierung hat zentrale Fragen unbeantwortet gelassen und ist sowohl für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens als auch der neuen deutschen Klimaziele zu wenig ambitioniert. Nun macht die Klima-Allianz Deutschland, ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus 140 Organisationen, in einem Positionspapier deutlich, welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen für eine nachhaltige und klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft nötig sind.

 „Wir brauchen so schnell wie möglich große Mengen grünen Wasserstoffs. Vor allem die Schwerindustrie wird es sonst nicht rechtzeitig schaffen, klimaneutral zu werden. Und das heißt: viel mehr Windkraft, viel mehr Photovoltaik. In Deutschland und Europa, nicht morgen, sondern heute“, sagte Averbeck heute zur Vorstellung des Papiers in Berlin. Wasserstoff aus Kohle-, Erdgas- oder Atomstrom erteilt die Klima-Allianz Deutschland eine klare Absage. „Dieser leistet keinen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Deshalb müssen Anreize geschaffen werden, dass Elektrolyseure nur dort platziert werden und dann laufen, wo absehbar viel erneuerbarer Strom verfügbar ist. Die Versorgung mit ausreichenden Mengen an erneuerbarem Wasserstoff muss bis spätestens 2040 gewährleistet sein”, forderte Averbeck.

„Wasserstoff ist aber kein Allheilmittel. Eine sozial-ökologische Transformation kann nur gelingen, wenn wir konsequent Effizienz, Suffizienz und eine echte Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt stellen. Wasserstoff darf keinesfalls als Alternative zu diesen Prioritäten verstanden werden“, betonte Averbeck. „Grüner Wasserstoff muss unserer Gesellschaft dabei helfen, sozial gerecht und wirklich nachhaltig klimaneutral zu werden. Er darf nicht als Rettungsboot für zukunftslose fossile Geschäftsmodelle missbraucht werden.“ 

Für Importe müssen strenge Nachhaltigkeitskriterien gelten. Es ist zu erwarten, dass Wasserstoff langfristig eine stark international gehandelte Ware wird. Deswegen hat seine Erzeugung und Nutzung eine deutsche, europäische und globale Dimension. „Wasserstoff und die damit zusammenhängenden Technologien sind eine Chance für die industrielle Entwicklung. Allerdings wird sich diese Chance nur dann in nachhaltigen Wohlstand übersetzen, wenn wir national wie international die energiepolitischen Weichen richtig stellen“, heißt es in dem Papier. Die Klima-Allianz Deutschland fordert daher „starke Nachhaltigkeitskriterien und verlässliche Zertifizierungssysteme für Wasserstoff“, um eine hohe Produktionsqualität im In- und Ausland sicherzustellen.

Bei der Diskussion um Nutzungsmöglichkeiten für Wasserstoff müsse immer mitbedacht werden, dass es in sehr vielen Bereichen kostengünstigere und einfacher umsetzbare Optionen für die Dekarbonisierung gibt. „Die direkt-elektrische Anwendung ist vor dem Einsatz von Wasserstoff immer klar zu bevorzugen. Das muss sich sowohl in den Planungsregeln als auch in den Regulierungsvorgaben sowie bei der Preisbildung widerspiegeln“, erklärte Averbeck. Nach Ansicht der Klima-Allianz Deutschland soll Wasserstoff im Wesentlichen als „saisonales Speichermedium“ für die Stromerzeugung, Grundstoff und Hochtemperaturquelle für die Industrie, im Flug- und Schiffsverkehr sowie ggf. im Schwerlastverkehr zum Einsatz kommen.

Fördermittel sollen vorrangig für erneuerbaren Wasserstoff bewilligt werden, fordert das Bündnis. Dabei sollen flexible und auch dezentrale Erzeugungsstrukturen aufgebaut werden, um die Treibhausgasminderungswirkung zu optimieren. Auf keinen Fall dürfen Technologien gefördert werden, die mit einem klimaneutralen Energiesystem langfristig nicht kompatibel sind.

 

Hinweise:

Das Positionspapier finden Sie hier zum Download.

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Julia Riley-Dittmann

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Klima-Allianz Deutschland

julia.riley-dittmann@klima-allianz.de

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