02.05.2024
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Deutscher Erdüberlastungstag: Deutschland braucht nach vier Monaten seine jährlichen Ressourcen auf

Die Organisation Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) mithilfe des ökologischen Fußabdrucks. Am 2. Mai ist der deutsche Erdüberlastungstag in diesem Jahr. In nur vier Monaten haben wir alle erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht, die uns eigentlich für das ganze Jahr reichen müssten. Ab jetzt leben wir auf Pump - und zwar auf Kosten des globalen Südens. Einige Mitglieder der Klima-Allianz Deutschland haben sich dazu geäußert und zeigen auf, wo das Problem angegangen werden muss.

Ausgetrocknetes Flussbett

„In Europa und Deutschland steigt die Nachfrage nach kostbaren Ressourcen wie Süß- und Trink-Wasser. Dieses wird immer knapper und zugleich auch immer stärker verunreinigt. Die Verschmutzung unserer Gewässer und damit auch die unserer Meere muss gestoppt werden. Wenn wir weiter zögern, werden wir immer größere Summen aufwenden müssen, um Wasser und auch Luft und Böden zu reinigen. Sauberes Wasser ist die wichtigste Lebensgrundlage auf unserem blauen Planeten", so Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender. Er erklärt: "Es wurde zu lange weggesehen, wenn weite Teile der Industrie und der Landwirtschaft auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Das Verursacherprinzip muss auch im Bereich der industriellen Wassernutzung gelten: Wer nutzt, soll zahlen, wer verunreinigt, muss säubern. Der Wasserverbrauch muss gerecht zwischen Privathaushalten und Industrie geregelt werden.“

INKOTA fordert die Umsetzung einer wirksamen Kreislaufstrategier und ein starkes Reperaturgesetz: „Es ist doppelt ungerecht: Während die Menschen im Globalen Süden viel weniger Rohstoffe verbrauchen und Emissionen verursachen, leben wir immer früher im Jahr auf Kosten der Menschen im Globalen Süden und unserer Kinder. Das müssen wir ändern und endlich unseren enormen Verbrauch reduzieren. Dazu brauchen wir eine wirksame Kreislaufwirtschaftsstrategie und ein starkes Reparaturgesetz. Beides hat die Bundesregierung für dieses Jahr angekündigt. Zeit, dass eine entschlossene und schnelle Umsetzung mit verbindlichen Reduktionszielen folgt“, erklärt Lara Louisa Siever Referentin für Rohstoffpolitik, Wirtschaft und Menschenrechte bei INKOTA.

Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim WWF Deutschland, sieht das ähnlich:  "Nur die Circular Economy bringt uns aus dieser Sackgasse wieder heraus: Jede Ressource, die wir im Kreislauf erhalten, verringert unsere Abhängigkeit und macht uns widerstandsfähiger. Eine echte Kreislaufwirtschaft ist die Lösung, denn sie schont Ressourcen, stärkt die Wirtschaft und sichert unsere Zukunft innerhalb der planetaren Grenzen. Dazu braucht Deutschland endlich verbindliche Ressourcenschutzziele. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung muss der erste Aufschlag für ein Ressourcenschutzgesetz analog zum deutschen Klimaschutzgesetz sein. Dieses sollte klare Zielwerte enthalten, wie etwa sieben Tonnen Rohstoffkonsum pro Kopf und Jahr bis 2045 und eine Verdoppelung der zirkulären Materialnutzungsrate auf 25 Prozent bis zum Jahr 2030.“ 

Germanwatch setzt den Fokus vor allem auf die Ernährung. Konstantinos Tsilimekis, Experte für Welternährung und Landnutzung bei Germanwatch, erklärt: „Allein 56 Prozent des hierzulande erzeugten Getreides gehen in die Futtertröge. Da die einheimischen Futtermittel dennoch nicht ausreichen, um den hiesigen Bedarf für die Tiere zu decken, werden zusätzlich massiv Flächen im Ausland in Anspruch genommen – 2022 etwa wurden 3,4 Millionen Tonnen Soja für die Verfütterung nach Deutschland importiert. Der Anbau solcher Futtermittel ist seit Jahrzehnten ein zentraler Treiber für die Vernichtung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität. Allein von 2016 bis 2018 stand die Zerstörung von 138.000 Hektar Tropenwald weltweit in Verbindung mit dem Verbrauch in Deutschland. Das ist fast die doppelte Fläche einer Millionenstadt wie Hamburg", so Tsilimekis. Eine gesündere und ressourcenschonende Ernährung erreiche man aber nicht allein mit Appellen. „Es ist eine politische Aufgabe, nachhaltigere Angebote in der Gemeinschaftsverpflegung, etwa in Kantinen, sowie steuerliche Anreize für pflanzenbasierte Nahrungsmittel zu schaffen.“ Gleichzeitig müssen auch gangbare Geschäftsmodelle gemeinsam mit den Landwirt:innen entwickelt werden. „Ein guter Ausgangspunkt dafür könnte das erst kürzlich initiierte Chancenprogramm Höfe der Bundesregierung sein. Dieses soll dazu dienen, Bauern und Bäuerinnen die Umstellung von der Tierhaltung hin zur Produktion von eiweißreichen pflanzlichen und klimafreundlichen Lebensmitteln zu ermöglichen."

 

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