Wie Inge Remmele ging es im Juni 2024 vielen Betroffenen, nachdem sich das Wasser zurückgezogen hatte: „Ich stand finanziell vor einer Riesen-Katastrophe und wusste gar nicht, wie ich das allein stemmen soll“, erinnert sich die 49-jährige Augenoptikerin aus Babenhausen im Allgäu. Das alte Haus ihrer Eltern, wo sie ihren Vater in letzter Minute vor den Wassermassen retten konnte, war pflichtversichert, aber nicht ihr Neubau. „Eine Elementarversicherung von 600 Euro konnte ich mir einfach nicht leisten“, sagt Inge Remmele. Nur rund zehn Millionen Hausbesitzer in ganz Deutschland sind gegen Elementarschäden versichert. Eine bundesweite Pflichtversicherung existiert nicht, weshalb viele Familien, die sich keine Versicherung leisten können, im Ernstfall auf staatliche Unterstützung oder Hilfe durch Organisationen angewiesen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass Förderrichtlinien für staatliche Hilfsgelder von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Inge Remmele erhielt aus Spendengeldern der Diakonie Katastrophenhilfe kurz nach der Katastrophe 5.000 Euro als finanzielle Härtefallhilfe. Damit konnte sie neue Fliesen und Inventar für das Haus kaufen, das sie mit Hilfe ihrer Schwester sanierte. „Die Hilfe durch die Diakonie Katastrophenhilfe war gigantisch, das hätte ich nie gedacht“, sagt Inge Remmele. Sie weiß aber auch, dass es in den kommenden Jahren immer öfter zu klimabedingten Unwettern kommen kann. „Die Flutkatastrophe im Ahrtal hätte uns allen eine Warnung sein sollen. Aber leider denkt man schnell: Das passiert nicht hier, das betrifft mich sicher nie!“ „Wir müssen uns besser vorbereiten und unsere Stärken als Diakonie-Familie in die Katastrophenvorsorge einbringen“, sagt Markus Koth, Fluthilfekoordinator der Diakonie Katastrophenhilfe. „Aus unserer internationalen Erfahrung wissen wir, dass lokale Akteure eine immens wichtige Rolle spielen. Diese wollen wir mit regional verwurzelten Diakonie-Teams stärken.“ Hilfsgüter wie Trockengeräte sollen künftig bevorratet und Katastrophenhelfer geschult werden. Der Verein HUK hilft e.V. unterstützt das bundesweite Vorhaben mit zwei Millionen Euro. „Hilfe bedeutet aber nicht allein die Verteilung von Material oder Geld, sondern auch, das seelische Wohlbefinden der Menschen im Blick zu haben und kontinuierlich vor Ort zu sein“, so Markus Koth. Deshalb sei die enge Zusammenarbeit zwischen Diakonie Katastrophenhilfe und den Diakonischen Werken ein wichtiger Schritt. Hilfe und Solidarität machen den Unterschied, unterstreicht auch Inge Remmele: „Ich schätze plötzlich wieder, wie gut es meiner Familie und mir doch am Ende dieser Monate geht – besonders weil uns in dieser Lage tatkräftig von allen Seiten geholfen wurde!“ Insgesamt hat die Hilfe mehr als 1.250 Haushalte erreicht.
02.06.2025
News von Mitgliedern
Die Flutkatastrophe im Ahrtal hätte uns allen eine Warnung sein sollen

Foto: Helena Jankovičová Kováčová von Pexels via Canva
Christian Huber
Referent für Humanitäre Hilfe und Humanitäres Völkerrecht
Diakonie Katastrophenhilfe
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