Die Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt zum Earth Overshoot Day für Deutschland vor den Auswirkungen des übermäßigen Ressourcenverbrauchs auf Länder im Globalen Süden sowie auf indigene Gemeinschaften, die überproportional unter den Folgen leiden: „Deutschlands Übernutzung der weltweiten Ressourcen ist nicht nur ökologisch untragbar, sondern auch zutiefst ungerecht. Die sozialen und menschenrechtlichen Folgen tragen andere – oft in Regionen, die selbst kaum zur globalen Umweltzerstörung beigetragen haben“, erklärt Jan Königshausen, Referent für Indigene Völker bei der GfbV. „Indigene Gemeinschaften verlieren durch Rohstoffabbau ihr Land, Kleinbauern durch Monokulturen ihre Existenzgrundlage, Millionen Menschen werden durch Extremwetterereignisse in die Flucht getrieben.“ Die GfbV fordert deutsche Unternehmen auf, Verantwortung für die Wahrung der Menschenrechte entlang globaler Lieferketten zu übernehmen und fordert von der neuen Bundesregierung, das Lieferkettengesetz konsequent gegenüber deutschen Unternehmen durchzusetzen.
Die Deutsche Umwelthilfe betont zum Earth Overshoot Day die Rolle des Baubereichs. Da dieser besonders ressourcenintensiv ist, muss hier schnellstmöglich ein Paradigmenwechsel hin zur Kreislaufwirtschaft stattfinden, erklärt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Der immer frühere Erdüberlastungstag zeigt, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Jeden Tag werden vor allem im Baubereich wertvolle Ressourcen verschwendet, weil zu wenig im Bestand gebaut und kaum Bauprodukte wiederverwendet oder recycelt werden. Die neue Bundesregierung muss dringend umlenken: Abrisse sollten grundsätzlich genehmigungspflichtig werden und nur dann erlaubt sein, wenn Abriss und Neubau nachweislich umweltfreundlicher sind als Sanierung. Für Bauförderungen sollten ein selektiver Rückbau, die Wiederverwendung von Bauprodukten und ein hochwertiges Recycling verbindlich werden. Zur Dokumentation dieser Informationen fordern wir einen Gebäuderessourcenpass für alle Gebäude.“ Die DUH fordert zudem, dass die öffentliche Hand Kreislaufwirtschaft im Baubereich durch Vorgaben in ihren Ausschreibungen vorantreibt.
Auch Anne Neumann, Eine Welt-Promotorin für Klima und Ressourcengerechtigkeit beim INKOTA-netzwerk, fordert eine zeitgemäße Rohstoffpolitik: „Verkehr, Bauen, Heizen – Berlin hat große Hebel, um den Ressourcenverbrauch wirksam zu senken. Doch bislang fehlen der politische Wille und verbindliche Maßnahmen“, kritisiert sie. „Wir brauchen endlich eine konsequente Rohstoffwende – nicht nur schöne Strategiepapiere. Nur so können Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und eine Verschärfung der Klimakrise durch Rohstoffabbau und -weiterverarbeitung verhindert werden.“