Germanwatch betrachtet das Ergebnis zum 2040-Klimaziel unterm Strich positiv. „Das ist ein hinreichend starkes Mandat für das Umweltministertreffen, um vor dem Weltklimagipfel in Brasilien Nägel mit Köpfen zu machen und ein 90-Prozent-Klimaziel für 2040 zu beschließen“, so Oldag Caspar, Leiter des Bereichs Deutsche und Europäische Klimapolitik bei Germanwatch. „Die EU unterstreicht damit, dass sie auch bei komplexen Fragen handlungsfähig ist. Nun kommt es darauf an, dass Bundesumweltminister Schneider und seine Kolleginnen und Kollegen diesen Rückenwind nutzen. Sie müssen auch verhindern, dass über CO2-Zertifikate in das wichtige Ziel riskante Schlupflöcher eingebaut werden.“ Auch die angekündigten Vereinfachungen, unter anderem bei der Berichts- und Sorgfaltspflicht, könnten laut Casper die wirkungsvolle Umsetzung der Klimaziele gefährden.
Das Zwischenziel für 2035 müsse laut Caspar so hoch sein, dass das Ziel für 2040 realistisch und glaubwürdig erreichbar ist. Nur so könne die EU zeigen, dass sie beim Kampf gegen die Klimakrise bereit ist, die Führungsrolle einzunehmen, die sie selbst mit dem Green Deal für sich beansprucht.
Laut WWF seien CO2-Entnahmen und Zertifikate in der Diskussion um das EU-Klimaziel für 2040 auf dem Gipfel zu stark in den Fokus gerückt. Dies sei ein schwaches Signal und das Treffen der EU – Umweltminister*innen Anfang November sei deshalb nun noch einmal wichtiger für den internationalen Klimaschutz. Heike Vesper, Vorständin Transformation Politik & Wirtschaft des WWF Deutschland mahnt dazu: „Die Industrieländer Europas waren und sind es, die maßgeblich zur Klimakrise beigetragen haben, jetzt müssen sie auch vorangehen, um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren. Ein Ablasshandel über CO2-Reduktion andernorts wird unserer Verantwortung nicht gerecht.“
Insbesondere die Bundesregierung solle sich nicht von fossilen Versprechen blenden lassen. „Kohle, Öl und Gas sind teuer, geopolitisch hochriskant und für unsere Lebensgrundlagen verheerend. Stattdessen sollte die Regierung Erneuerbare und Netze ausbauen sowie die Elektrifizierung aller Sektoren fördern“, so Vesper. Mit den aktuellen eher fossilen Absichten würde sich die Bundesregierung bei ihrem ersten Auftritt auf der klimadiplomatischen Bühne der COP30 unglaubwürdig machen, so Vesper.