15.01.2025
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Im Schatten aktueller Kriegsgeschehen: Zehn humanitäre Katastrophen, über die 2024 kaum berichtet wurde

Humanitäre Krisen sind Herausforderungen, die Millionen von Menschen betreffen. Sie sind vielfältig und global – ob Naturereignisse, Hungerkrisen, Konflikte oder Kriege. Doch die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit richtet sich meist auf wenige, besonders prominente Krisen. Mit dem Krisenreport, der in diesem Jahr zum neunten Mal erscheint, rückt CARE zehn kaum beachtete humanitäre Notlagen und die davon betroffenen Menschen in den Fokus. Der Bericht zeigt, dass rund 35 Millionen Menschen betroffen sind.

Das Bild zeigt einen jungen Mann, der durch Wasser watet. Es ist nach einer Flut in Gatumba Village, Burundi entstanden.
Foto: CARE

Wegen der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten benötigen in Angola 2,2 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Dennoch wurde 2024 in nur 1.956 Online-Artikeln über die Not der Menschen in Angola berichtet. Angola führt bereits zum dritten Mal in Folge die Liste der zehn vergessenen humanitären Katastrophen im neuen CARE-Krisenreport an. Der Bericht erscheint zum neunten Mal und zeigt jene Krisen und Katastrophen auf, über die 2024 am wenigsten berichtet wurde. Erneut liegen die Länder aller zehn Krisen auf dem afrikanischen Kontinent.

„Rund 35 Millionen Menschen sind von diesen Krisen betroffen. Doch Zahlen erfassen nicht das Ausmaß des menschlichen Leids“, sagt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „In diesen stillen Katastrophen kämpfen Familien täglich ums Überleben, oft ohne ausreichend Zugang zu humanitärer Hilfe oder internationaler Unterstützung. Ohne öffentliche Aufmerksamkeit geraten ihre Notlagen aus dem Blick. Sie sind alleingelassen in ihren Bemühungen, die Herausforderungen zu bewältigen. Mit unserem Report wollen wir zum Hinschauen bewegen – denn jeder Mensch in Not verdient Solidarität und konkrete Hilfe.“

Die Wiedervereinigung der beliebten Britpop-Band Oasis machte im Herbst große Schlagzeilen: 125.689 Online-Artikel wurden veröffentlicht. Rund 30-mal weniger wurde über die Krise in der Zentralafrikanischen Republik berichtet – die damit den zweiten Platz im Report belegt. Das Land leidet seit mehr als einem Jahrzehnt unter gewaltsamen Konflikten, die zu Vertreibung und einer erschwerten Versorgungslage führen. Auf Platz drei folgt der Inselstaat Madagaskar, wo Hunger und Armut durch extreme Wetterereignisse wie Fluten, Wirbelstürme und Dürre verstärkt werden.

Wie in Angola und Madagaskar haben die Menschen in anderen Krisenländern – darunter Burundi, Malawi oder Sambia – zunehmend gegen die schlechter werdenden klimatischen Bedingungen als Folge der Klimakrise zu kämpfen. Gleichzeitig geraten sie weiter aus dem öffentlichen Blickfeld. In Burundi waren im vergangenen Jahr 298.000 Menschen von schweren Überschwemmungen betroffen. Juvenal Afurika, CARE-Länderdirektor in Burundi, berichtet: „Schon vor den Überschwemmungen war die Region arm. Nun wurden viele Menschen noch tiefer in die Armut gestürzt. Das Wenige, das sie besaßen, wurde einfach weggespült.“

Zehn humanitäre Krisen, die 2024 keine Schlagzeilen machten:

  1. Angola – 2,2 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe.
  2. Zentralafrikanische Republik – Jede fünfte Person ist auf der Flucht.
  3. Madagaskar – Mehr als 80 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze.
  4. Burkina Faso – Akuter Hunger betrifft 2,7 Millionen Menschen.
  5. Burundi – 52 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt.
  6. Mosambik – 2,8 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen.
  7. Kamerun – 60 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.
  8. Malawi – Fast 40 Prozent der Bevölkerung leiden unter extremer Nahrungsmittelknappheit.
  9. Sambia – 9,8 Millionen Menschen sind von Dürre betroffen.
  10. Niger – 4,5 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe.

Lesen Sie hier den CARE-Krisenreport.

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Sven Harmeling

Klimapolitischer Leiter

CARE International

harmeling@care.de

Telefon: 0228/975 639 90