Die Auswirkungen der Klimakrise sind auch in der deutschen Landwirtschaft deutlich spürbar: Langanhaltende Trockenperioden, sinkende Grundwasserspiegel und Ernteerträge setzen Landwirt*innen zunehmend unter Druck. Doch auch schädliche Praktiken und die Versiegelung weiterer Flächen tragen zur Problematik bei.
Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es in Deutschland so trocken wie im ersten Halbjahr 2025 – das belegt eine aktuelle Auswertung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Der EU-Klimadienst Copernicus misst im Juni die höchste Durchschnittstemperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Doch nicht nur der Wassermangel macht der Landwirtschaft hierzulande zu schaffen: Wetterextreme grundsätzlich nehmen sowohl in ihrer Stärke als auch in ihrer Häufigkeit zu. Auf die Hitzewelle folgt immer häufiger ein Starkregen – und der ausgetrocknete Boden kann das Wasser nicht mehr aufnehmen. Die Folgen: Überschwemmungen und Ernteverluste. Die Hitzesommer 2018 und 2019 verursachten allein in der deutschen Forst- und Landwirtschaft Schäden in Höhe von rund 25,6 Milliarden Euro. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. Die Erfassung dieser volkswirtschaftlichen Kosten ist bislang unzureichend. Auch das ist ein Grund, weshalb zu wenig in Klimaschutz und -anpassung investiert wird.
Dabei gibt es bereits Lösungsansätze für eine zukunftsfähige, ökologische Landwirtschaft, die sich sowohl an die Klimakrise anpasst als auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Ökolandbau: Schutz für Boden, Wasser und Tiere
Mit ökologischer Landwirtschaft können wir uns am besten gegen die Folgen der Klimakrise wappnen und unsere wertvollen Wasserressourcen schützen:
- Verbesserte Bodenstruktur: Ökologische Bewirtschaftung fördert die Humusbildung und erhöht die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. So können die negativen Folgen sowohl von Trockenheit als auch Starkregen abgefedert werden.
- Verzicht auf Pestizide: Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide schützt Mensch, Umwelt und insbesondere unser Grundwasser vor schädlichen Auswirkungen und Abbauprodukten wie Ewigkeitschemikalien (PFAS).
- Flächengebundene Tierhaltung: Im Ökolandbau ist die Größe der Tierbestände an die zu Verfügung stehenden Flächen angepasst und der Einsatz von leichtlöslichen mineralischen Düngemitteln ist verboten. Das senkt Treibhausgasemissionen und trägt aktiv zum Schutz unserer Gewässer vor umwelt- und gesundheitsschädlicher Nitratbelastung bei.
Agroforst: Bäume als Klimaschützer auf dem Acker
Agroforstwirtschaft, also die Kombination von Bäumen und Sträuchern mit Acker- oder Weideflächen, bietet gerade im Angesicht der Klimakrise zahlreiche Vorteile:
- Wasserspeicherung: Bäume verbessern das Mikroklima, reduzieren die Verdunstung und fördern die Wasserspeicherung im Boden. Dadurch reduzieren sie Hitze-Gefahren ebenso wie jene durch Starkregen und Überschwemmungen.
- Bodenschutz: Die Durchwurzelung der Bäume schützt vor Erosion und erhöht die Bodenfruchtbarkeit. Zudem verhindern die Bäume als natürliche Windstopper schädliche Austrocknung und damit einhergehende Erosion unserer Böden.
- Biodiversität und Tierschutz: Agroforstsysteme können, besonders in Kombination mit Blühstreifen, Nischen und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten schaffen. Durch natürliche Verschattung und Rückzugsräume senken sie zudem den Stress von Weidetieren und Hühnern.
Wenn man Bäume in der Landwirtschaft also richtig einsetzt, hilft das doppelt: Äcker, Weiden und Tiere werden vor Klimastress geschützt und die Biodiversität wird gefördert.
Agri-Photovoltaik: Energie und Ernte auf einer Fläche
Agri-Photovoltaik (Agri-PV) kombiniert Lebensmittelerzeugung mit klimaschonender Solarstromerzeugung und schafft dabei kluge Synergien:
- Doppelte Nutzung: Solarmodule werden als Zäune zwischen oder als Dach über Nutzpflanzen installiert. So können Stromerzeugung und Lebensmittelanbau auf einer Fläche verbunden werden, statt in Konkurrenz zueinander zu stehen.
- Wassereinsparung und Hitzeresilienz: Die Beschattung oder Windbremsung durch PV-Module reduziert die Verdunstung und senkt die Bodentemperatur und den Wasserbedarf der Pflanzen. Viele Kulturen profitieren vom zusätzlichen Schutz und Halbschatten. In Pilotprojekten konnten dadurch Ernteerträge trotz Trockenheit gesteigert werden.
- Klimaschonende Stromerzeugung: Durch die Erzeugung von Solarstrom trägt die Agri-Photovoltaik aktiv zum Schutz unseres Klimas bei. Und das ist schließlich die beste Vorsorge gegen Dürre und Starkregen in der Zukunft.