Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, betont, die neue Bundesregierung müsse Verantwortung für eine stabile und zukunftsfähige Politik übernehmen: „Die Zeiten sind außen- und innenpolitisch extrem herausfordernd. Wir brauchen jetzt eine stabile und konstruktive Regierung mit klarem Kompass für die großen Herausforderungen: für ein Europa, das die Menschenwürde für alle, die Stärke des Rechts gegen das Recht des Stärkeren und den Schutz der ökologischen Lebensgrundlagen verteidigt. Sicherheit der EU lässt sich nicht alleine militärisch herstellen. Notwendig ist eine wirkungsvolle Strategie der humanitären Sicherheit, die auch die größten längerfristigen Gefahren infolge der Klimakrise in den Blick nimmt.“
Heike Vesper, Vorständin Politik & Transformation beim WWF Deutschland, sieht Klima- und Naturschutz als gesellschaftlichen Kitt: „Das Wahlergebnis liegt vor – jetzt muss Deutschland schnell wieder handlungsfähig werden. Als künftiger Kanzler trägt Friedrich Merz Verantwortung für alle Menschen in Deutschland. Er muss die politische Mitte zusammenführen und schnell eine stabile Regierung bilden. Klima- und Naturschutz sind dabei keine Randthemen, sondern ein Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Denn sie sichern Arbeitsplätze, schaffen Investitionssicherheit wie auch Zukunftsaussichten für die Wirtschaft und bewahren unsere Lebensgrundlagen für kommende Generationen.“
Die neue Regierung müsse sich am Klimaschutz messen lassen, findet Verena Graichen, Bundesgeschäftsführerin Politik des BUND: „Friedrich Merz wird sich nun mit den wirklich wichtigen Dingen befassen müssen. Es liegt jetzt an der von ihm geführten Regierung, ob unser Land den Klima- und Naturschutz konsequent vorantreibt. Wichtige Schritte zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen sind klar: Der konsequente und naturverträgliche Ausbau erneuerbarer Energien, die Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen und das entschiedene Angehen einer sozial gerechten Wärmewende“, sagt .
Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE), sieht einen konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien als essenziell für die Zukunft. „Bis tief in die Nacht war unklar, wie sich der neue Bundestag zusammensetzt und wer die nächste Regierung bilden kann. Wir danken den bisherigen Energiepolitikerinnen und -politikern, von denen einige nicht mehr im Deutschen Bundestag vertreten sind, und beglückwünschen die neuen Abgeordneten zu ihrem Einzug. Nun sind Union und SPD gefordert, zügig Sondierungs- und Koalitionsgespräche zu führen und Ergebnisse zu liefern, die die Fortsetzung der Energiewende auf Basis Erneuerbarer Energien sowie die Sicherung eines klimaneutralen Standorts garantieren.“
Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW), fordert mit Blick auf die Regierungsfindung eine deutliche Priorisierung von Maßnahmen, welche die Wirtschaft fit für die Zukunft machen. „Die Wirtschaftspolitik der kommenden Legislatur wird jetzt geschrieben. Für uns stehen die Grundlagen fest: wir brauchen mehr Haushaltsspielräume, um Investitionen zu ermöglichen, einen geplanten Anstieg des CO2-Preises inklusive sozial gestaffeltem Klimageld und den Mut, zirkuläre Wirtschaftsmodelle gezielt voranzutreiben.“
Serap Altinisik, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, fordert, Deutschland müsse sich klar zu internationaler Gerechtigkeit bekennen: „Angesichts der dramatischen weltpolitischen Umbrüche muss Deutschland nach der gestrigen Wahl wieder mehr globale Verantwortung übernehmen und seinen internationalen Verpflichtungen gerecht werden. Damit das gelingt, müssen die demokratischen Parteien nun schnell eine handlungsfähige Regierung bilden und einen Koalitionsvertrag schließen, der diesen Anspruch konsequent widerspiegelt: Mit konkreten Maßnahmen gegen Armut und Ungleichheit und für eine Stabilisierung der Demokratie hier und weltweit.“
Der Deutsche Kulturrat stellt elf Forderungen an die neue Bundesregierung. Dazu gehört auch, dass Kultur und Nachhaltigkeit stärker zusammengedacht werden: „Das bedeutet konkret, die Impulse aus der Kultur- und Kreativwirtschaft für nachhaltiges Wirtschaften aufzugreifen und die Resilienz des Kulturbetriebs zu verbessern. Zur nachhaltigen Kulturpolitik gehört gemäß der UN-Agenda 2030 auch die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit in Kunst und Kultur.“
Lukas Nicolaisen, Leiter der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN), warnt, das Erstarken rechtsextremer Parteien gefährde soziale und ökologische Fortschritte. „Das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl 2025 bedroht Klima- und Umweltschutz. Besonders besorgt zeigt sich FARN über die Tendenzen innerhalb der CDU/CSU, sich rechtsextremen Positionen anzunähern und mit der AfD zu kooperieren. Wer sich diesen Kräften öffnet, gefährdet nicht nur die Demokratie, sondern auch die Zukunft unseres Planeten.“ FARN wurde im Oktober 2017 von den NaturFreunden Deutschlands und der Naturfreundejugend Deutschlands gegründet.
Die kommenden Wochen der Regierungsbildung werden zeigen, ob die neue Bundesregierung dieser Verantwortung gerecht wird und den notwendigen Kurs für eine nachhaltige, klimaneutrale Zukunft einschlägt.