24.07.2024
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Wasserstoffimportstrategie: Bundesregierung erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst

Die vom Bundeskabinett verabschiedete Wasserstoffimportstrategie wird von Umweltverbänden und NGOs stark kritisiert. Im Mittelpunkt steht dabei, dass die Strategie keine konkreten Nachhaltigkeitskriterien vorweisen kann.

Das Bild zeigt eine Wasserstoff-Pipeline
Foto: rcphotostock via Canva Pro

Die durch das Bundeskabinett verabschiedete Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate zeigt auf, wie ein Großteil des deutschen Wasserstoffbedarfs durch Importe aus Ländern des Globalen Südens gedeckt werden soll. Die erzielten Einigungen enthalten viele positive Ansätze, wie es Simon Wolf, Referent für Wasserstoff und Klimaneutralität bei Germanwatch formuliert: „So etwa die Beschränkung der finanziellen Förderung auf die Produktion von grünem Wasserstoff oder die prinzipiell angelegte Priorisierung bestimmter Sektoren für den Einsatz von Wasserstoff. Demgegenüber stehen weiche Formulierungen und Schlupflöcher, die eine Nutzung von Wasserstoff in weiteren Sektoren sowie die indirekte Förderung von fossilem Wasserstoff zulassen.“

Kritischer äußert sich Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: „Ohne ein klares Bekenntnis zu nachhaltigem grünem Wasserstoff und konkrete Ansätze für eine effiziente Nutzung wird der erhoffte Klima-Effekt ins Absurde geführt. Wasserstoff und seine Derivate sind mit enormen Energieverlusten bei Produktion, Umwandlung und Transport verbunden. Wir müssen sparsam damit umgehen und sie zielgerichtet einplanen und einsetzen. Der vorliegende Entwurf der Importstrategie umfasst aber massenhaft Umschlagskapazitäten sowie zahlreiche Importterminals für diverse Derivate und wirkt damit völlig planlos. Wenn wir so weitermachen, steigt unser Energieverbrauch weiter an und unsere Küsten werden mit unüberschaubarer Importinfrastruktur zubetoniert.“ Eine klare Absage erteilt die DUH dem Import von fossil-blauem Wasserstoff.

Diesen lehnt auch der WWF entschieden ab: Mindestens müsste eine klare Strategie zum Ausstieg aus blauem Wasserstoff vorgesehen werden.“ Kernpunkt der Kritik von Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF, ist aber die lückenhafte Nachhaltigkeitsstrategie: Die nationale Wasserstoffstrategie leistet nur dann einen langfristigen Beitrag zum Klimaschutz, wenn sie die Weichen so stellt, dass in Deutschland genutzter Wasserstoff auf klimafreundlicher und nachhaltiger Produktion im In- und Ausland sowie auf einem effizienten Einsatz beruht. Die Relevanz einer Importstrategie und damit einhergehender Nachhaltigkeitskriterien ist zu begrüßen, klare Nachhaltigkeitskriterien für internationale Energiepartnerschaften fehlen allerdings noch in der Strategie.“

Joachim Fünfgelt von Brot für die Welt kritisiert ebenfalls die fehlenden konkreten Nachhaltigkeitskriterien für Importe aus dem Globalen Süden und die Möglichkeit der Förderung fossilen Wasserstoffs. Er warnt: „Der Export von Wasserstoff aus dem Globalen Süden droht zu Wasserknappheit und Landnutzungskonflikten zu führen. Es besteht dringender Verbesserungsbedarf, etwa im Förderprogramm H2Global.“ Zudem sende die Bundesregierung durch die Offenheit gegenüber der Förderung von blauem Wasserstoff das Signal an potenzielle Exportländer, in die Erschließung fossiler Energiequellen zu investieren. Damit erweist sie dem Klimaschutz einen Bärendienst.“

Als Nachbesserung der Nachhaltigkeitsstrategie schlägt Germanwatch internationale Lieferkettengesetze oder Standards vor, die die importierenden Länder dazu verpflichten, den Aufbau einer zusätzlichen Wertschöpfung in den exportierenden Ländern über die Wasserstoffproduktion hinaus zu fördern. Damit könnte sichergestellt werden, dass im Idealfall international gültige Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden.

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Laura Simanjuntak

Mitarbeiterin Veranstaltungen und Netzwerkarbeit
Klima-Allianz Deutschland e.V.
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​​​​​​​laura.simanjuntak@klima-allianz.de​​​​​​​