21.02.2025
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Wir unterschätzen die Kfz-Kosten

Etwa 5.000 Euro kostet ein Auto in Deutschland die Allgemeinheit – pro Jahr. Changing Cities spricht von ca. 48 Millionen Autos: Das seien Kosten, die alle tragen, damit Menschen Auto fahren können. Anlässlich des gestrigen Tages der sozialen Gerechtigkeit fordert Changing Cities, Mobilität gerecht zu gestalten.

Foto: AndreyPopov von Getty Images an via Canva Pro.

Die externen Kosten der Autos, rund 57 Milliarden pro Jahr, werden im öffentlichen Diskurs überhaupt nicht berücksichtigt. Verkehr bzw. Automobilität wird viel zu oft als eine rein private Angelegenheit verhandelt. Aber auch bei den internen, sprich privaten Kosten gibt es viele „blinde Flecken“: Die privaten Kosten für ein Auto werden stark unterschätzt – um bis zu 50 Prozent. Je nach Größe und Alter kostet ein Pkw mit Verbrennermotor durchschnittlich zwischen 445 und 959 Euro pro Monat. Das Auto ist mit Abstand die teuerste Form der Alltagsmobilität. Das ist vor allem für ärmere Menschen ein großes Problem, die aufgrund der schlechten Bahninfrastruktur auf einen Pkw angewiesen sind. Selbst Autos, die immer fünf Leute befördern, wären viel teurer als das Deutschlandticket. Und dabei sitzen in einem Auto durchschnittlich nur 1,5 Personen!

Verglichen mit anderen europäischen Ländern werde das Auto in Deutschland jedoch sehr stark subventioniert – es werde also künstlich preiswert gehalten. „Autobesitz und Autonutzung werden in Deutschland weniger besteuert als in anderen EU-Ländern“, sagt Uwe Kunert, Verkehrsökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Er schlägt eine Reform der Energie- und Kfz-Steuer vor. Erstens soll das Dieselprivileg entfallen. Zweitens soll die Energiesteuer insgesamt angehoben werden – die letzte Anpassung fand vor 22 Jahren statt! Die heutige Kfz-Steuer bemisst sich am Hubraum und den offiziellen Angaben der CO2-Emissionen – beide sinken, und so stagnieren die Einnahmen der Kfz-Steuer, obwohl die Zahl der Pkw steigt. Angemessener und nachhaltiger sei die Bemessungsgrundlage nach Gewicht oder Motorleistung. Denn diese Größen steigen kontinuierlich und seien umweltrelevant.

Parallel dazu müsse die Bahninfrastruktur massiv ausgebaut werden, so Changing Cities. Auch der Ausbau der Radinfrastruktur fordere anfangs Investitionen – auf lange Sicht jedoch sei die Verlagerung auf öffentlichen und Radverkehr erheblich preisgünstiger als die bisherige Förderung des Autos. 

Laut einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft vom 2024 sind die externen Kosten des Autoverkehrs mit rund 104 Milliarden Euro etwa 21mal so hoch wie die des gesamten öffentlichen Verkehrs. Externe Kosten sind z. B. Unfälle, Bau und Instandhaltung, Schaden durch Luft- und Lärmverschmutzung usw. 

„Ein Umbau des Verkehrssektors ist sowohl sozial gerecht als auch ökologisch und finanziell notwendig. Es reicht nicht, Bahntickets und Spritpreise zu vergleichen, um die Kosten unserer Mobilität zu bewerten. Wir müssen das Gesamtbild betrachten und uns fragen, ob wir uns weiterhin den automobilen Verkehr leisten wollen, vor allem, wenn die 48 Millionen Pkw durchschnittlich 23 Stunden am Tag einfach nur herumstehen. Wir lügen uns dauernd in die eigene Tasche, wenn wir immer nur individuelle Aspekte der Mobilität betrachten, uns aber nie ein Gesamtbild machen“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

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Dr. Denis Petri

Vorstand

Changing Cities e.V.

denis.petri@changing-cities.org

Telefon: 030/257 811 25