Rund 60 Organisationen haben zu der „Wir haben es satt!“-Demo aufgrerufen und fordern von der künftigen Bundesregierung ein zuverlässiges Bekenntnis und eine ambitionierte Förderung für eine bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft. Gemeinsam adressieren Bäuer*innen, Verbraucher*innen und Aktive der Natur-, Tier- und Klimaschutzbewegung die Politik: „Wir alle wollen gesunde Lebensmittel. Wir alle wollen Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. Die kommende Bundesregierung muss bäuerliche Betriebe dabei endlich adäquat unterstützen!“, fordert Anne Skambraks, Kampagnenleitung des „Wir haben es satt!“-Bündnisses.
Das Bündnis wirft der Bundesregierung vor, dem größten Rollback in der Agrarpolitik seit Jahrzehnten tatenlos zugeschaut zu haben. Dieser beschleunigt Klimawandel und Verlust von Artenvielfalt und erhöht zudem die Planungsunsicherheit auf den Höfen. Wie auch schon von vorangegangenen Regierungen wurden der Umbau der Tierhaltung liegen gelassen und viel zu oft Konzerninteressen priorisiert. Es fehlen weiterhin Gesetze, welche Ackerland für die Nahrungsmittelproduktion sichern, und außerlandwirtschaftliche Investoren treiben die Preise für Äcker und Wiesen ungebremst in die Höhe. Weltweit leiden Menschen unter Hunger und Ernährungsarmut, während Agrarrohstoffhändler ihre Gewinne vervielfachen. Megaställe und Düngemittelindustrie tragen mit klimaschädlichen Gasen zur Klimakrise bei, weil ambitionierte Klimaschutzgesetze fehlen. Die Ernährungssicherheit ist gefährdet, wenn einer vielfältigen und resilienten Landwirtschaft der Nachwuchs ausgeht: Angesichts steigender Investitionskosten entscheiden sich immer weniger junge Menschen, Bäuerin oder Bauer zu werden. Auch weil vom Preis an der Supermarktkasse bei den Bäuer*innen viel zu wenig ankommt.
Die demonstrierenden Bäuer*innen und Verbraucher*innen erwarten von der kommenden Koalition mehr. Auf dem Platz vor dem Reichstagsgebäude bilden Demo-Teilnehmende ein riesiges Wahlkreuz aus Menschen, darunter ein Banner mit dem Spruch „Mutige Agrarpolitik wählen!“. Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kommentiert: „Die Agrarpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte hat es verpasst, einen mutigen Kurs für die Landwirtschaft vorzugeben. Das Ergebnis sind massive Probleme und kaum Perspektiven für bäuerliche Betriebe. Zivilgesellschaft, Agrarsektor und Wissenschaft haben dafür gemeinsame Lösungen entwickelt. Eine neue Bundesregierung muss nach der Wahl Tier-, Klima- und Umweltschutz endlich voranbringen. Das ermöglicht auch neue Zukunftsperspektiven für unsere heimischen Betriebe!“
Am nötigen gesellschaftlichen Konsens mangelt es nicht. Umfragen und Kaufverhalten zeigen, dass vielen Menschen Tierwohl und Klimaschutz wichtig sind. Tobias Schied und Carla Reemtsma von Fridays for Future ergänzen: „Wer im Angesicht von gigantischen Bränden wie in Los Angeles immer noch meint, die Klimakrise sei harmlos und müsse nicht bekämpft werden, der lebt offensichtlich in einem Paralleluniversum. Wer Klimaschutz bekämpft, vergeht sich an unseren Lebensgrundlagen. Landwirtschaft braucht Klimaschutz, und deshalb muss die nächste Bundesregierung mit Klimaneutralität bis spätestens 2035 endlich liefern.“
Zusätzlich fordert das „Wir haben es satt!“-Bündnis die kommende Regierung auf,
- Höfe mit verbindlichen Gesetzen,
- kostendeckenden Erzeuger*innenpreisen und
- einer sicheren Finanzierung zu stärken.