#27 Berliner Klimagespräch: Wie begegnen wir Vertreibung durch die Klimakrise?

Die Klima-Allianz Deutschland, VENRO, die DGVN und die Deutsche KlimaStiftung haben am 05. Mai 2025 zum  27. Berliner Klimagespräch eingeladen.

Unter dem Titel „Wie begegnen wir Vertreibung durch die Klimakrise“ kamen zahlreiche Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um die Diskussion zwischen Staatssekretär Jochen Flasbarth, Martina Schaub, Mahmoud Haji und Garib Hasu zu verfolgen.
Das große Interesse zeigt: Klimabedingte Migration braucht politische Verantwortung, finanzielle Solidarität und eine Strategie, die Menschlichkeit mit Klimaschutz verbindet.

Klimabedingte Migration: Globale Verantwortung und nationale Handlungsspielräume

Das 27. Berliner Klimagespräch widmete sich dem drängenden Thema der klimabedingten Migration, Flucht und Vertreibung. Expert*innen aus Politik und Zivilgesellschaft sowie Menschen mit Migrationserfahrung diskutierten, wie die Bundesregierung in den kommenden Jahren Betroffene besser unterstützen kann. Bei der Veranstaltung wurden Figuren der Wanderausstellung KLIMAFLUCHT gezeigt.

Eröffnung und Keynote

Die Veranstaltung wurde moderiert von Christiane Grefe (Journalistin und Buchautorin). Dr. Christiane Averbeck (Klima-Allianz Deutschland) eröffnete die Veranstaltung und teilte das neue Forderungspapier Klimabedingte Flucht, Migration und Vertreibung von Klima-Allianz Deutschland und VENRO, das am Veranstaltungstag veröffentlicht wurde. Dr. Mithika Mwenda von der Pan African Climate Justice Alliance (PACJA) läutete die Diskussion mit einer Keynote ein. Er schilderte die gravierenden Auswirkungen der Klimakrise in Afrika, die Millionen Menschen zur Flucht zwingen. Allein 2023 seien allein am Horn von Afrika über 2,7 Millionen Menschen durch Klimafolgen wie Dürren und Fluten vertrieben worden. Mwenda unterstrich, dass es sich dabei nicht um Einzelschicksale, sondern um systemische Konsequenzen einer ungerechten globalen Ordnung handle. Er appellierte eindringlich an Deutschland, seine internationale Verantwortung nicht nur fortzuführen, sondern zu stärken – insbesondere im Hinblick auf multilaterale Finanzierungsmechanismen wie den Fonds für den Umgang mit klimabedingten Verlusten und Schäden.

Podiumsdiskussion: Perspektiven zwischen Verantwortung, Realität und Widerstandsfähigkeit

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich Jochen Flasbarth (BMZ), Mahmoud Haji (WISA e.V.), Garib Hasu (MDR, Deutsche Klimastiftung) und Martina Schaub (VENRO) über die Schicksale betroffener Menschen, politische Blockaden und Handlungsmöglichkeiten aus.

Jochen Flasbarth betonte, dass Deutschland in den vergangenen Jahren eine führende Rolle bei der Finanzierung von Fonds wie dem Anpassungsfonds oder dem Fonds für Verluste und Schäden übernommen habe. Trotz sinkender ODA-Quoten in Industrieländern wies er darauf hin, dass Kürzungen von Entwicklungsfinanzierung unter der nächsten Bundesregierung nicht vorprogrammiert seien. Multilaterale Finanzierungslösungen hob er als effektivstes Mittel für Betroffene hervor.

Garib Hasu betonte die Bedeutung von Wissenstransfer und technischer Unterstützung für Gemeinden, die sich in besonders vulnerablen Regionen an Klimafolgen anpassen. Hier seien direkte Kooperationen mit landwirtschaftlichen Initiativen, Universitäten und NGOs nötig, so Hasu. Er wies auch darauf hin, dass für krisengeschüttelte Länder wie den Irak der Umgang mit klimabedingter Flucht, Vertreibung und Migration besonders schwierig sei.

Mahmoud Haji schilderte seine Eindrücke einer kürzlichen Reise nach Syrien und beschrieb, wie Menschen in den kurdischen Gebieten unter Wasserknappheit und Perspektivlosigkeit zu leiden hätten. Er wies darauf hin, dass Klimawandel und autoritäre Politik sich gegenseitig verstärken und damit noch mehr Menschen zur Flucht zwingen. Haji sprach sich dafür aus, von Klimaflucht und -vertreibung Betroffene bei den internationalen Klimaverhandlungen stärker zu Wort kommen zu lassen.

Martina Schaub forderte eine kohärente Gesamtstrategie der Bundesregierung. Während einige Ressorts wie das Auswärtige Amt und das BMZ die Klimakrise als Fluchtursache anerkennen, fehle diese Perspektive beispielsweise im Bundesinnenministerium. Mit Verweis auf das gemeinsame Forderungspapier von Klima-Allianz Deutschland und VENRO und forderte sie die Bundesregierung auf, klimabedingte Migration politisch ernst zu nehmen – statt sie in politischen Debatten zu instrumentalisieren.

Fazit und Ausblick

Das Schlusswort sprach Peter Wittschorek, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen. In seiner Zusammenfassung der Diskussion sprach er sich gegenüber der Bundesregierung für mehr Kohärenz und mehr multilaterales Engagement aus. Die Herausforderungen seien komplex, doch die Lösung könne nur ein gemeinschaftliches Handeln auf Basis globaler Verantwortung sein. Die zahlreichen Stimmen aus dem Globalen Süden müssten dabei stärker gehört und in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Das Berliner Klimagespräch endete in einem Empfang, bei dem Teilnehmende weiter ins Gespräch kommen konnten. 

Fotos: Heiko Laschitzki/Klima-Allianz Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Anfragen zur Nutzung der Fotos bitte an Laura Simanjuntak.

Laura Simanjuntak

Mitarbeiterin Veranstaltungen und Netzwerkarbeit
Klima-Allianz Deutschland e.V.

030/780 899 513
laura.simanjuntak@klima-allianz.de