21.02.2024
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2 Jahre russischer Überfall: Deutschland füllt weiter Putins Kriegskasse

Kurz vor dem 2. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar hat urgewald ein Briefing zu Deutschlands Gaslieferanten veröffentlicht – das auch anhaltende Lieferbeziehungen mit Russland offenbart.

Hafen mit Pipeline und Schiffen

Für das Briefing hat urgewald unter anderem mit offiziellen Daten der Bundesnetzagentur gearbeitet. Da diese aber nur Pipeline-Lieferungen aus Nachbarländern angeben und keine Aussagen zur Herkunft des nach Deutschland importierten Flüssiggases (LNG) machen, hat urgewald eigene Berechnungen auf Basis des Datendienstleisters Kpler angestellt.[1]

Aufgrund der Inbetriebnahme eigener LNG-Importterminals ist der Anteil von Flüssiggasimporten an den gesamten deutschen Gasimporten im Jahr 2023 sprunghaft auf sieben Prozent gestiegen. Die urgewald-Auswertung zeigt: Größte LNG-Lieferanten Deutschlands im Jahr 2023 waren die USA (79 %), Angola (9 %), Trinidad und Tobago (4 %) und Norwegen (4 %).

Norwegen war im Jahr 2023 der insgesamt wichtigste Gaslieferant Deutschlands mit einem Anteil von 43 % (ohne LNG). An zweiter und dritter Stelle folgten die Niederlande (26 %) und Belgien (22 %). Wie die von urgewald ausgewerteten Kpler-Daten zeigen, gelangt über diese beiden Staaten auch russisches Gas nach Deutschland. Die belgische Umwelt-NGO Bond Beter Leefmilieu schätzt den Anteil des regasifizierten russischen LNG an den gesamten Gaslieferungen von Belgien nach Deutschland in 2022 auf sechs bis elf Prozent.[2] Im Jahr 2023 dürfte der russische Gasanteil laut Bond Beter Leefmilieu noch höher ausgefallen sein, da Russlands LNG-Importe über den Hafen Zeebrugge in 2023 gegenüber 2022 um 41 % auf 4 Mrd. Kubikmeter gestiegen seien, während die Gaslieferungen Belgiens nach Deutschland in etwa stabil blieben.

Moritz Leiner, Energie-Campaigner bei urgewald, kommentiert: „Damit wir Putins Kriegskasse nicht immer weiter mit Geld füllen, muss die Bundesregierung Russlands Gaslieferwege nach Deutschland endlich konsequent versperren. Das gilt auch für die Gasgeschäfte des verstaatlichten Unternehmens SEFE mit Russland. Auf europäischer Ebene muss sich Deutschland dafür einsetzen, dass russisches Gas nicht mehr in die EU importiert und re-exportiert werden darf. Was für Russland ganz besonders gilt, gilt auch für andere Lieferländer wie die USA, Aserbaidschan, aber auch Norwegen: Jeder Gaslieferant schickt uns eine schwere Klimalast, außerdem eine schwere Umwelt- oder Menschenrechtshypothek. Die Antwort darauf muss lauten: Europäischer Gasausstieg bis 2035 und ein massiver Ausbau der Erneuerbaren.“

[1] Kpler zeigt Bewegungen von LNG-Tankern und liefert damit ein wichtiges Puzzleteil für die Berechnung der LNG-Liefermengen.

[2] Diese Zahl berücksichtigt nicht das russische LNG, das über den französischen Hafen Dunkerque nach Belgien gelangt und in den belgischen Importdaten als französisches Gas ausgewiesen wird.

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Moritz Schröder-Therre

Pressesprecher
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